Haben Frauen in der Medizin die gleichen Chancen wie Männer?
In Melk gibt es die erste nur von Frauen geführte Primärversorgungseinheit (PVE). Für die Vizepräsidentin der ÄK-NÖ, Martina Hasenhündl, ein Schritt in die richtige Richtung.
Fünf Primärversorgungseinheiten gibt es mittlerweile in Niederösterreich, jene in Melk wird von drei Frauen geführt. Eine „wunderschöne“ Sache, wie Martina Hasenhündl, Vizepräsidentin und Kurienobfrau des niedergelassenen Bereichs der Ärztekammer Niederösterreich, findet. PVE seien die „optimale Form der Zusammenarbeit für Ärztinnen“, welche mittlerweile die Mehrheit der Ärzt:innenschaft darstellen – nicht nur in Niederösterreich. Um weiterhin solche Gemeinschaften möglich zu machen, müsse man berufstätige Frauen und vor allem Ärztinnen unterstützen und für ausreichend und flächendeckende Kinderbetreuung sorgen, welche „leider nach wie vor Frauensache ist“.
Im Fokus des neuen Zentrums soll laut Ida-Maria Kisler, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutin, neben psychischer Gesundheit, Wundmanagement sowie Geriatrie- und Palliativmedizin auch die Nachsorge sein. Gemeinsam mit ihren Gründerinnenkolleginnen und Allgemeinmedizinerinnen Birgit Kuran und Elisabeth Grünberger, ebenfalls Psychotherapeutin, sehen sie sich als Gesundheits- und Präventivzentrum und hoffen, dass bald weitere Ärzt:innen bei ihnen einsteigen – „gerne auch Herren, denn Ärzte bringen nun mal mehr Patient:innen“, meint Kisler.
Nachsorge ist dem Ärztinnen-Team laut Kisler deshalb so wichtig, weil „Versorgung anders gedacht“ werden muss, sie werden dem Land demnächst ein Nachsorgekonzept vorlegen, wobei chronische Schmerzpatient:innen eine zentrale Rolle spielen werden. Landesrat Martin Eichtinger begrüßt die Gründung der PVE in Melk, Primärversorgungseinheiten seien ein „entscheidendes Instrument“ in der wohnortnahen Versorgung, und zwar „komplementär“ zu bereits vorhandenen Strukturen. Er verweist auf die EU-Aufbauförderungen (RRF – Recovery and Resilience Facility), welche unbedingt genutzt werden sollten, wenn man eine PVE gründen möchte – hier stünden rund 100 Millionen Euro für Österreich bereit. Auch Norbert Fidler, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der Österreichischen Gesundheitskasse in Niederösterreich, möchte die Gründung von Primärversorgungseinheiten „forcieren und unterstützen“. Er sei „guter Dinge“, dass Niederösterreich das geplante Ziel von 14 PVE bis 2023 erreichen werde. Die PVE in Melk wird in Kürze ausgebaut und renoviert, die geplante Inbetriebnahme des neuen Zentrums ist 2023. (kagr)