Die Ärztekammer macht weiter Druck auf die Regierung für eine rasche Reform des Mutter-Kind-Passes. Die Politik signalisiert ein Einlenken.
Dass die Politik nun zeitnahe Ergebnisse angekündigt habe, nehme man mit vorsichtigem Optimismus auf, meinte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, am Samstag in einer Aussendung. „Jetzt gilt es, den Ankündigungen auch zeitnah Taten folgen zu lassen“, betonte er. Die Ärztekammern Wien, Niederösterreich und Steiermark haben wie berichtet bereits den Ausstieg aus dem Mutter-Kind-Pass mit Ende März 2023 beschlossen, in den Ärztekammern in Oberösterreich und Kärnten laufen laut der Standesvertretung die Vorbereitungen dafür. Die Ärztekammer begründet dies damit, dass die Honorare für die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen trotz eines gestiegenen Volumens an Leistungen seit 28 Jahren nicht valorisiert worden seien.
„Nach jahrzehntelanger stiefmütterlicher Behandlung des Mutter-Kind-Passes durch die Politik und Jahren ungehörter Hilfeschreie seitens der Ärzteschaft haben einige Landesärztekammern Beschlüsse gefasst, aus diesem hervorragenden Projekt auszusteigen“, warnte Steinhart am Samstag erneut. „Unsere Vorschläge zur Verbesserung des Mutter-Kind-Passes lagen seit Jahren auf dem Tisch, etwa auch zur von uns unterstützten Digitalisierung“, erinnerte Edgar Wutscher, Vizepräsident der Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Nach fast drei Jahrzehnten müsse es „doch einmal zu einer Anpassung an die Realität kommen“, forderte Thomas Fiedler, Obmann der Bundesfachgruppe Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
Es habe alleine während der vergangenen Tage mehrere Gespräche dazu mit der Ärztekammer gegeben – „mit einem Ergebnis ist recht zeitnah zu rechnen“, teilte das Ressort von Johannes Rauch (Grüne) mit. Das Gesundheitsministerium versicherte, dass sich die umfassende Reform des Mutter-Kind-Passes „bereits im Finale“ befinde. Sie sei „ein zentrales und gemeinsames Anliegen des Gesundheits-, des Familienministeriums und der Sozialversicherung“. Zum einen werde dabei eine fachliche Weiterentwicklung angestrebt, wobei auch fachliche Empfehlungen, etwa den Untersuchungsprozess betreffend, erarbeitete worden seien. Dabei werde auch die Anpassung der Ärzte-Honorare diskutiert, versicherte das Gesundheitsministerium. Die Sozialversicherung hatte bereits im Mai angekündigt, den Mutter-Kind-Pass auf eine elektronische Variante umzustellen. Geplant ist demnach ein Erinnerungssystem via SMS oder E-Mail für die regelmäßigen Mutter-Kind-Untersuchungen und eine lückenlose Dokumentation der verpflichtenden Untersuchungen im eCard-System. (red)