Laut der Ärztekammer Wien solidarisiert sich eine Mehrheit der Wiener Bevölkerung mit den geplanten Protestmaßnahmen des Spitalspersonals.
„Die Unzufriedenheit mit Wiens Spitälern ist sowohl beim Fachpersonal als auch bei den Patientinnen und Patienten in Wien groß, sonst gebe es nicht so großes Verständnis für Protest- und Streikmaßnahmen“, kommentiert Meinungsforscher Peter Hajek die Ergebnisse des Wiener Gesundheitsbarometers 2023. Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte er gemeinsam mit der Wiener Ärztekammer die Auswertungen vor. Demnach zeigen 91 Prozent der Wiener:innen, die die Streiks in Spitälern in den vergangenen Monaten mitbekommen haben, Verständnis für das streikende medizinische Personal. Der Kurienobmann des angestellten Bereichs und Vizepräsident Stefan Ferenci sieht darin eine Bestätigung für den Protestmarsch am 4. Dezember: „Wenn man in Wien lebt, bekommt man einfach mit, dass es strukturelle Probleme in den Spitälern der Stadt gibt. Die kann man nicht mit bloßem ‚Löcher stopfen‘ oder einer Mini-Reform der Stadtpolitik lösen. Deshalb ist der Protestmarsch am 4. Dezember so wichtig.“
Der Gesundheitsbarometer zeigt laut Angaben von Hajek und der Ärztekammer außerdem, dass 63 Prozent der Befragten den Personalmangel bekämpft haben und 69 Prozent höhere Gehälter für das Spitalspersonal als Beitrag zur Lösung der Probleme wollen. Für Ferenci ein klares Zeichen, dass die Wiener:innen die Forderungen der Ärztekammer – 30 Prozent mehr Personal, 30 Prozent mehr Zeit für Patient:innen, 30 Prozent mehr Gehalt und 30 Prozent weniger Bürokratie – unterstützen. Laut der 2. stellvertretende Kurienobfrau Anna Kreil beurteilen lediglich 5 Prozent den Zustand der Wiener Spitäler als „sehr gut“, während 37 Prozent „nicht genügend“ oder „genügend“ verteilen. „Das ist mehr als beunruhigend. Hier braucht es rasch gemeinsame Lösungen“, meint Kreil. Für Peter Poslussny, Personalvertreter im Wiener Gesundheitsverbund, sind die Ergebnisse eine Bestätigung des Spitalsalltags, „den wir nicht erst seit gestern erleben – Stichwort überfüllte Spitalsambulanzen.
Hinter dem Personalmangel (63 Prozent) sieht die Bevölkerung beim langen Warten auf OP-Termine (42 Prozent) den größten Handlungsbedarf. Es tut immer wieder weh, wenn man von zahlreichen Menschen auf verschobene Operationen angesprochen wird. Das Mini-Paket der Stadt ist ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein und reicht bei weitem nicht aus.“ Kritik an der Stadtregierung übt auch der stellvertretende Kurienobmann Eduardo Maldonado-González. Die Ärztekammer hätte einen 10-Punkte-Plan zur Rettung der Spitäler vorgelegt, der aber nach wie vor ignoriert werden würde. Deshalb werde man am 4. Dezember „lautstark demonstrieren“. (kagr)