Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ruft mit einer Äußerung zum Ärztemangel die Standesvertretung auf den Plan. Konkret geht es um der Wahlärztesystem.
Jetzt also auch der Gesundheitsminister: Nach der ÖGK-Spitze und der Oö-Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) sieht auch Rauch „ein Problem mit der jetzigen Praxis des Wahlärztesystems“. Man müsse darüber reden, ob man Medizin-Absolventen nicht dazu verpflichten könne, für eine bestimmte Zeit als Kassenarzt zu arbeiten – etwa ein, zwei Tage in der Woche, sagte der Minister in der „Tiroler Tageszeitung“. „Das wird ein Konflikt mit der Ärztekammer – und den bin ich bereit zu führen.“ In der ORF-Zeit im Bild 2 relativierte er: „Das ist vielleicht ruppiger angekommen, als es gedacht war. Notwendig ist die Debatte deshalb, weil wir ein Problem haben im niedergelassenen Bereich, genug Ärzte zu bekommen.“
Rauch stößt demnach sauer auf, dass „der größte Teil der ausgebildeten Ärzteschaft sofort in eine Wahlarztpraxis geht und niemand mehr bereit ist, einen Kassenvertrag im niedergelassenen Bereich anzunehmen“. Dass es in Tirol noch kein Primärversorgungszentrum gibt, liegt für Rauch ebenfalls an der Ärztekammer. Er verstehe nicht, warum sich diese „unter fadenscheinigen Argumenten“ gegen neue Modelle wehrt. Die Ärztekammer lehnt diese Überlegungen entschieden ab und spricht von „Zwangsarbeit“. Präsident Thomas Szekeres verwies auf die „übermenschlichen“ Leistungen der Ärzte während der Pandemie und hätte sich Anerkennung erwartet. Dadurch sei der drohende Ärztemangel sicherlich nicht abzuwenden, stattdessen müsse man die Tätigkeit des Kassenarztes attraktiveren. „Entsetzt“ zeigte sich auch ÖÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart: „Ich habe eigentlich gedacht, dass wir in einem freien Land leben und nicht in einem Land, in dem man offen totalitären Ideen von Zwangsarbeit nachhängt. Der Arztberuf ist ein freier Beruf und das muss auch so bleiben“, sagte Steinhart, der sich für den von Rauch heraufbeschworenen Konflikt „jederzeit bereit“ zeigte. Der neue Wiener Ärztekammerpräsident legte in der Kritik nach: Er sprach im Ö1-Morgenjournal von einer „Ungeheuerlichkeit“ und einem „Holzweg“ – und in der Sonntags-„Presse“ von einer „Kriegserklärung des Ministers“, auf die man „entsprechend antworten“ werde. (red/APA)