Anlässlich des Weltschlaganfalltages machte die Österreichische Schlaganfallgesellschaft (ÖGSF) am Donnerstag erneut darauf aufmerksam, dass eine rasche Therapie zentral ist. Das gelte vor allem auch in Pandemiezeiten.
„Der Schlaganfall ist weltweit die zweithäufigste Todesursache und eine der häufigsten Ursachen von Behinderung. Es könnte tatsächlich jeder zweite Schlaganfall verhindert werden mit einer adäquaten Behandlung der fünf häufigsten Risikofaktoren: Bluthochdruck, erhöhte Fettwerte, Vorhofflimmern, Rauchen und Übergewicht“, so Univ.-Doz. Dr. Julia Ferrari, von der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) und der ÖGSF. Erfreulich sei die Veränderung in den vergangenen Jahren: Als die Therapie der Thrombolyse vor vielen Jahren zugelassen wurde, mussten 16 Patienten behandelt werden, damit einer von der Therapie profitierte, mittlerweile beträgt diese Zahl 3. Österreich befinde sich bei der Schlaganfall-Akutversorgung im internationalen Spitzenfeld, das Wichtigste ist allerdings, dass Patienten mit Schlaganfallsymptomen ohne Verzögerung mit dem Rettungstransport auf eine Stroke Unit gebracht werden. Bei bis zu 15% kommt es noch zu Verzögerungen, da das Eintreffen im Akutversorgungszentrum erst über Sekundärtransporte erfolgt, dies sollte, soweit möglich, verhindert werden, erklärte ÖGSF-Präsident Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Serles.
„Sehr wichtig ist aber auch eine adäquate Sekundärprävention und eine strukturierte Nachsorge. Eine aktuell veröffentlichte Innsbrucker und Wiener Studie (Stroke Card) zeigt, dass klinisch relevante kardio- und zerebrovaskuläre Rezidiv-Ereignisse durch eine einmalige ambulante Nachkontrolle nach 3 Monaten um 1/3 gesenkt werden können. Dabei konnte durch die Erfassung und Behandlung von Risikofaktoren und Komplikationen das Outcome und somit auch die Lebensqualität dieser Patientinnen und Patienten verbessert werden“, berichtet Ferrari.
Bezüglich der Häufigkeit von mechanischen Thrombektomien im Vergleich zum Vorjahr gibt es regional große Unterschiede. In vielen Ländern kam es nach dem Lock-Down zu einer geringeren Gesamtzahl an intravenösen Lysen und mechanischen Thrombektomien aufgrund der selteneren Aktivierung von Notrufen. Dies könnte vor allem bei leichteren Schlaganfällen und transitorischen ischämischen Attacken mit der Angst, im Krankenhaus an COVID-19 zu erkranken, verbunden gewesen sein. „Analysen aus internationalen Thrombektomie-Registern zeigen, dass es während der Pandemie zu Verzögerungen in der Behandlung, z. B. durch eine Verlängerung der Intubationszeit von Patientinnen und Patienten mit noch ausständigen PCR-Tests, gekommen ist, was mit einem schlechteren klinischen Ergebnis verbunden war. Das Ziel muss daher sein, dass Patientinnen und Patienten mit Symptomen eines Schlaganfalls bzw. deren Angehörige auch in Pandemiezeiten so früh wie möglich die Rettung verständigen“, sagt Serles. (red)