Für tragfähige Prognosen wie schnell sich die neue SARS-CoV-2-Variante in Österreich ausbreitet fehlen noch gesicherte Informationen, erklärt der Simulationsforscher Niki Popper. Sehr rasch dürften sich aber die Erfolge der Impfung in Altenheimen zeigen.
Der Forscher von der Technischen Universität (TU) Wien sieht sich in Bezug auf die britische B.1.1.7-Variante dazu veranlasst, sich der Vorsicht anderer Experten anzuschließen, wie er erklärte. Es sei davon auszugehen, dass der Lockdown in Österreich „den Selektionsvorteil einer aggressiveren Variante im Moment etwas reduziert – alles hängt aber davon ab wie weit wir schon sind“. Eine Verlangsamung könnte darauf beruhen, dass die Kontaktnetzwerke durch die Maßnahmen relativ stark lokal beschränkt sind. In einem Netzwerk mit deutlich mehr Außenkontakten hat eine neue, stärkere Variante insgesamt bessere Chancen auf rasche Verbreitung. Wie sich die Situation aber entwickelt, sei momentan zeitlich kaum vorauszusehen, weil belastbare Schätzungen über den aktuellen Verbreitungsgrad fehlen.
Die aktuellen Zuwachszahlen sehen laut Popper zwar nicht schlecht aus, „sie sind aber auch nicht so niedrig, wie wir sie gerne hätten“. In den nächsten Wochen erwartet der Forscher nun „de facto einen Wettlauf“, in den man wegen der vielen Unwägbarkeiten besser mit einer vorsichtigen Strategie gehen sollte. Die zentrale Frage sei nämlich, wann der Anstieg der Infektionen mit der neuen Variante passiere – und nicht mehr, ob das sein wird.
Dass es durch die beginnenden Impfungen zu einer Ausbreitungsreduktion kommt, sei erst dann zu erwarten, wenn die Durchimpfungsrate tatsächlich weit über 50 Prozent liegt. Popper: „Davor ist die Chance null.“ 100-prozentig positiv werde sich aber die Impfstrategie mit dem Vorrang für Alten- und Pflegeheime, ältere Menschen insgesamt und Gesundheitspersonal auswirken. „Das ist die zielgerichtetste Maßnahme, die wir haben, weil wir so einen Großteil der schweren Verläufe verhindern können. Es ist die vollkommen richtige Strategie – und das traue ich mich sonst fast nie zu sagen“, so Popper. Denn in Folge sei schnell mit einem Sinken der Todesfälle und der Reduktion der Hospitalisierungen zu rechnen. (red/APA)