Smarter Socken hilft bei diabetischer Neuropathie

© Andrea Cimolato / ETH Zürich

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der MedUni Wien hat ein System entwickelt, dass bei diabetischer Neuropathie Schmerzen und Amputationen verhindern kann. 

Ein spezieller Socken für Diabetiker:innen kann diese vor Empfindungsstörungen, Schmerzen, Geschwüren und sogar Amputationen der Füße bewahren. Bisherige Therapien gegen die diabetische Neuropathie zielten darauf ab, die Symptome zu lindern. Nun entwickelten Forscher:innen aus Österreich und der Schweiz eine nicht-invasive Neuroprothese: Das System, das wie ein herkömmlicher Socken getragen werden kann, stellt mit gezielten elektrischen Impulsen die gestörte Nervenleitung und damit das verlorene Gefühl in den Füßen wieder her. Eine aktuell im Fachmagazin „Nature Communications“ publizierte Studie zeigt vielversprechende Ergebnisse bei Patient:innen. 

Das internationale Forschungsteam um Studienleiter Stanisa Raspopovic vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der MedUni Wien und die Erstautor:innen Noemi Gozzi sowie Lauren Chee von der ETH Zürich hat gemeinsam mit Kolleg:innen der Universitätskliniken Zürich und Balgrist die tragbare, nicht-invasive Neuroprothese „NeuroStep“ entwickelt und an 14 Patient:innen mit diabetischer Neuropathie getestet. Die Technologie wird eingesetzt, um die noch teilweise funktionierenden Nervenbahnen durch die Haut zu stimulieren und die beeinträchtigte Reizleitung wiederherzustellen. Das geschieht über ein personalisiertes Kalibrierungsverfahren, das die Stimulation an den individuellen Grad der Nervenschädigung der Patient:innen anpasst. Das System arbeitet dabei im geschlossenen Regelkreis während des Gehens und bietet in Echtzeit sensorisches Feedback. So erleben die Patient:innen zum Beispiel beim Auftreten auf ihre Ferse eine entsprechende induzierte Empfindung an genau dieser Stelle in der Socke, was ihr Gleichgewichts- und ihr Sicherheitsgefühl stärkt. 

Über deutliche Verbesserungen des Empfindungsvermögens und der Bewegungskoordination sowie weniger Schmerzen berichteten die Testpersonen im Rahmen der Studie bereits nach nur einem Tag Nutzung der Neuroprothese. Diese subjektiven Angaben wurden durch Messungen der Forscher:innen bestätigt. Ergebnisse von Magnetresonanztomographien zeigten außerdem, dass das Gehirn das wiederhergestellte Gefühlsempfinden ähnlich verarbeitet wie natürliche Sinnesreize, was eine intuitive Nutzung der Neuroprothese ermöglicht. Bevor „NeuroStep“ in der Praxis eingesetzt werden kann, sind weitere Untersuchungen nötig. Eine Folgestudie, an der das Team bereits arbeitet, konzentriert sich auf die Langzeitanwendung der Neuroprothese und deren Auswirkung auf den Verlauf der diabetischen Neuropathie. (kagr) 

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