Der Klimawandel führt zunehmend zu Unwettern wie zuletzt zu Hochwässern und Wirbelstürmen sowie zu Hitzewellen. Die niedergelassenen Ärzte sehen sich noch zu wenig in Notfallpläne eingebunden.
Das Hochwasser im Westen Deutschlands hat katastrophalen Schaden angerichtet. Betroffen war auch die Gesundheitsversorgung vor Ort. Die deutsche Apothekerkammer meldet etwa, dass mindestens 65 Apotheken zerstört worden sind. Die Onlineplattform RELATUS fragte bei heimischen Ärzten und Apotheken nach, wie sie gerüstet sind für extreme Klimaereignisse. „Unsere Mitglieder sorgen mit ihren 23 Lagerstandorten dafür, dass jedes Arzneimittel binnen zwei Stunden am richtigen Ort, in der richtigen Qualität und in der richtigen Menge verfügbar ist. Bei einem topographisch schwierigen Land wie Österreich ist das mitunter eine echte Herausforderung“, sagt Andreas Windischbauer, Präsident des Großhandelsverbandes PHAGO. Nachsatz: „Dass man sich auf unsere Versorgungsstärke selbst bei Naturkatastrophen verlassen kann, haben wir in der Vergangenheit bereits bewiesen. Etwa beim Jahrhundert-Hochwasser 2013, wo wir zu eingeschlossenen Ortschaften Arzneimittel per Zille geliefert haben. Oder beim Hochwasser 2002. Hier brachten wir die benötigten Medikamente per Helikopter zu den Apotheken in Bad Aussee und Bad Ischl.“
Was an Arzneimitteln im Land sei, bringe der Großhandel auch in von Naturkatastrophen betroffenen Regionen. Jeder PHAGO-Betrieb zähle zur kritischen Infrastruktur Österreichs und habe einen Notfallplan. „Wir haben sehr viel Geld in die Pläne investiert, um für die verschiedenen Ausfalls-Szenarien gerüstet zu sein. Wie unterschiedlich Krisen aussehen können, sehen wir gerade. Egal ob Pandemie oder Hochwasser: Als Arzneimittel-Vollgroßhandel sind wir gerüstet“, versichert Windischbauer.
Auch die Apotheken seien großflächig gesehen, „gar nicht so schlecht für solche Eventualitäten gerüstet“, sagt der NÖ-Apothekerkammerpräsident Peter Gonda. Auf ein Jahrhundertereignis könne man aber nicht wirklich vorbereitet sein. Sich gegen alle Eventualitäten, die mit dieser oder höherer Häufigkeit vorkommen 100%ig zu wappnen würde jedes System unbezahlbar machen. Das Österreichische Apotheken-Konzessionssystem verhindere aber unnötige Ballungen der Betriebe und führe zu einer gleichmäßigen Verteilung über die Fläche, sagt er. „Da jeder Apothekenbetrieb in Österreich ein einzelnes betriebliches Individuum darstellt unterhält auch jede Apotheke ein beträchtliches Lager, mit dem man in Krisenmomenten für Tage, meist sogar Wochen den Betrieb ohne Warenanlieferung aufrechterhalten kann.“ Der lokal verankerte individuelle Apotheker sei entsprechend vorort vernetzt und diene häufig als Drehscheibe diverseste Problemfelder betreffend, nicht nur bei der Arzneimittelversorgung. Es gebe aber keine dezidierten Notfallpläne, „da dem Österreichischen Apotheken-System ob seiner dezentralen Organisation eine hohe Krisenresilienz quasi inhärent ist.“ Fehlende Notfallpläne bemängeln aber auch die Ärzte. „Der Ärztekammer sind keine Notfallpläne bekannt, ergo dessen sind wir auch nicht in etwaige Pläne eingebunden“, heißt es aus der Österreichischen Ärztekammer. Niedergelassene Ärzte vor Ort müssen somit im Fall einer Katastrophe individuell reagieren. Allerdings sind sie auch immer eng mit lokalen Behörden und Einsatzorganisationen vernetzt. (rüm)