Sorge vor steigender Wissenschaftsfeindlichkeit

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Die USA tritt erneut aus der WHO aus, der künftige US-Gesundheitsminister will die Industrie einbremsen und nicht nur in den USA erleben Impfgegner:innen einen Aufschwung. Die Folgen sind unabsehbar.

Der neue US-Präsident Donald Trump hat erneut den Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angeordnet. Trump erklärte in einem Präsidentenerlass, die Organisation habe schlecht auf die Coronavirus-Pandemie reagiert und fordere unfaire Beiträge von den Vereinigten Staaten. Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit 2020 den Austritt aus der WHO angekündigt und auch offiziell eingereicht. Aber sein Nachfolger Joe Biden hatte den Schritt nach seinem Amtsantritt im Jänner 2021 gestoppt, bevor der Austritt wirksam wurde.

Trump hatte der WHO 2020 schwere Vorwürfe im Umgang mit der Pandemie gemacht: Er beschuldigte die UNO-Sonderorganisation, zu spät über die Gefahr des Coronavirus informiert zu haben und unter der Kontrolle der chinesischen Regierung zu stehen. Der Schritt bedeutet, dass die USA die WHO in zwölf Monaten verlassen und alle finanziellen Beiträge für ihre Arbeit einstellen werden. Die USA sind der bei weitem größte Geldgeber der WHO und tragen rund 18 Prozent zu ihrer Gesamtfinanzierung bei. Nach Einschätzung von Expert:innen sind nun etwa Programme im Kampf gegen Tuberkulose oder HIV/AIDS gefährdet.

Mediziner:innen und die Pharmaindustrie sorgen sich auch vor dem künftigen US-Gesundheitsminister und Impfskeptiker Robert F. Kennedy Jr., der US-Bürger:innen vor schädlichen Chemikalien, Schadstoffen, Pestiziden und schädlichen Pharmaprodukten schützen solle, sagte Trump. Der freiheitliche EU-Abgeordnete Gerald Hauser, Autor des Buches „Und die Schwurbler hatten doch recht“ kommentierte wie Wahl so: „Mit Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Junior wollen die Republikaner die Impfstoffverbrechen und den Corona-Wahnsinn aufklären. Wenn das passiert, werden auch wir in Europa von der Aufklärung profitieren.“

Auch in Österreichs Wissenschaft wächst die Sorge obsolcher Entwicklungen. Am Montagabend forderten Wissenschafter:innen bei einem „Science Talk“ unter dem Titel „Wirtschaftsmotor Wissenschaft? Wie Wissenschaft den Wirtschaftsstandort antreibt“ bessere Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Forschung. Am Dienstag warnten die Universitäten vor „Festungen“ und „Abschottung“. Man müsse die Freiheit, auch jene von Wissenschaft und Kunst, immer wieder neu verteidigen, betonte die Vorsitzende der Universitätenkonferenz (uniko), Brigitte Hütter, beim uniko-Neujahrsempfang. Hintergrund der Sorgen: Wichtige Forschungsinstitute leben zu einem großen Teil von öffentlichen Förderungen. Von den Universitäten gar nicht zu reden. Im Fachmagazin „Nature“ wurde zuletzt berichtet, dass die niederländische Regierung unter dem rechtspopulistischen Politiker Geert Wilders das Budget der Universitäten um eine Milliarde Euro im Jahr kürzen will. Für die Medizin aber auch die Gesundheitswirtschaft und damit den Wirtschaftsstandort wären die Folgen nicht auszudenken. (rüm)