Sozialversicherungen verfehlen Ziel von Kassenverträgen

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Der Ausbau des niedergelassenen Bereiches geht doch nicht so schnell, wie erhofft. Statt der von der Regierung 2023 für das Vorjahr geplanten 100 neuen Kassenverträge, gab es 2024 deutlich weniger. 

100 neue Kassenverträge hatte der damalige Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) Ende 2023 für 2024 versprochen. Dafür sollte es 100.000 Euro an Startbonus geben. Die ÖGK meldete dann im Frühjahr auch ein steigendes Interesse von Ärzt:innen und rund 300 Bewerber:innen für Kassenverträge. „Wir haben uns vorgenommen, 100 Stellen für Kassenärzte zu schaffen. Jetzt haben wir so viel Interesse geschaffen, dass zusätzlich noch 100 Kassenstellen ausgeschrieben werden“, meinte Nehammer im Jänner 2024 und erinnerte daran, dass er bis 2030 insgesamt 800 zusätzliche Kassenstellen anstrebe. Geworden sind es aber offenbar doch deutlich weniger, wie der Dachverband der Sozialversicherungen Mitte der Woche bekannt gab.  

Im Jahr 2024 wurden demnach 34 neue Einzelordinationen eröffnet, 7 bestehende Gruppenpraxen wurden erweitert, wodurch insgesamt 39 neue Kassenstellen geschaffen worden sind – 6 davon in der Allgemeinmedizin, der Rest im Bereich der Fachärzt:innen. Zudem konnten 41 Primärversorgungseinheiten (PVE) gegründet und sieben bestehende erweitert werden. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl mit Ende des vergangenen Jahres von 56 auf 97. Die Nachfrage bei Ärzt:innen habe sich nicht unbedingt mit den offenen Stellen gedeckt, erklärte die Vorsitzende der Konferenz der Sozialversicherungsträger, Claudia Neumayer-Stickler. Soll heißen: es gibt weiterhin Fächer und Regionen, für die nur schwer Ärzt:innen zu bekommen sind. Der eingeschlagene Weg bringe dennoch erste Erfolge. Die Angebote würden angenommen. „Es ist aber noch zu früh von einer Trendwende zu sprechen“, sagte Neumayer-Stickler. 

„Wir stehen derzeit vor vielfältigen Herausforderungen im Gesundheitswesen – vom Mangel an Fachpersonal bis hin zu einer zunehmenden Nachfrage nach medizinischen Leistungen. Um diesem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, gilt es, den niedergelassenen Bereich sowohl qualitativ als auch quantitativ durch den Ausbau neuer Versorgungsangebote nachhaltig zu stärken. Im vergangenen Jahr ist es gelungen, das Spektrum an kassenfinanzierten Leistungen deutlich zu erweitern“, erklärte die Vorsitzende. Trotz einer finanziell angespannten Lage hat der Dachverband der Sozialversicherungsträger deshalb zufrieden Bilanz über den Ausbau des niedergelassenen Bereichs im Jahr 2024 gezogen.  

Der stellvertretende Vorsitzende und ÖGK-Obmann Peter McDonald kündigte zudem ein Finanzkonsolidierungsprogramm an, übte aber auch nicht mit Kritik an Management und seinen Vorgängern. Die finanziell prekäre Situation, in der sich etwa die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) befindet, hätte man „vorausschauend vor ein paar Jahren sehen können“, so McDonald, der vor allem auf die demografische Entwicklung und die wachsende Konkurrenz und Nachfrage nach Gesundheitspersonal aus dem privaten Sektor verwies. Nun kommen die geburtenstarken Jahrgänge in das Alter, in dem sie mehr medizinische Leistungen benötigen. Zudem steigen die Ausgaben laut McDonald auch deswegen, weil die medizinischen Leistungen spezialisierter und kostenintensiver werden. Ein Faktor sei auch, dass die Spitäler immer mehr Leistungen in den niedergelassenen Bereich auslagern. (rüm)