Spitäler: Zustimmung für Arztberuf sinkt

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Immer mehr Spitalsärzt:innen wollen raus aus ihrem Job. Mehr als ein Drittel würde den Beruf nicht mehr ergreifen. Das zeigt eine neue Umfrage. RELATUS kennt die Details. 

Eine aktuelle Umfrage der Bundeskurie angestellte Ärzt:innen (BKAÄ) der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut IMAS-International unter 3.851 Spitalsärzt:innen zeigt eine weitere Verschlechterung der Arbeitsbedingungen um sieben Prozent innerhalb der vergangenen fünf Jahre. Demnach sind viele Spitalsärzt:innen mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden. 60 Prozent empfinden ihre Tätigkeit im Vergleich zu vor fünf Jahren als unangenehmer, 19 Prozent würden heute kein Medizinstudium mehr wählen und nur noch 62 Prozent würden sich wieder für den Arztberuf entscheiden. Die Umfrage zeigt auch, dass Personalknappheit, Zeitdruck und eine steigende Zahl von Ambulanzfällen als die größten Probleme wahrgenommen werden. Besonders kritisch wird die steigende Zahl der Nachtdienste bewertet, die wieder fast den monatlichen Höchstwert von 5,9 von 2006 erreicht hat.  

Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzt:innen, bezeichnete die Ergebnisse als Alarmzeichen und forderte Entlastungsmaßnahmen, insbesondere eine verpflichtende Patientenlenkung. Diese solle das Problem sofort lösen und könnte sich an erfolgreichen Modellen aus den Niederlanden und dem Baltikum orientieren, wo Ambulanzen nur mit ärztlicher Überweisung besucht werden können. Auch eine Verbesserung des Angebots in den Nachtstunden und eine Aufwertung der Hotline 1450, deren Empfehlungen via ELGA an die Krankenhäuser weitergeben werden könnte, wären aus seiner Sicht wichtige Schritte. 

Mayer sprach sich zudem wiederholt für eine Reduzierung des Bürokratieaufwands aus, immerhin werden aktuell 39 Prozent der Arbeitszeit der Ärzt:innen (in der Basisausbildung gar 48 Prozent) für Administration aufgewendet. Weiters fordert er den Start der vor zwei Jahren von der Bundesregierung angekündigten und dringend benötigten Digitalisierungsinitiative ein, 15 Prozent benoteten die technische Ausrüstung in den Spitälern aktuell mit „Nicht genügend“. Mit der Forderung nach besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie flexiblen Arbeitszeitmodellen um Ärzt:innen über das Pensionsalter hinaus im Berufsleben zu halten und damit dem Mediziner:innenmangel entgegenzuwirken und die Patient:innenversorgung in Österreich aufrechtzuerhalten nimmt Mayer die Spitalsträger in die Pflicht. 

Auch der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses und freiheitliche Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak kritisierte die Gesundheits- und Sozialpolitik der schwarz-grünen Regierung sowie der aktuellen Ampelkoalition für die Misere an Österreichs Spitälern, die sich nicht nur durch Ärzt:innen am Leistungslimit, sondern auch Frustration bei Patient:innen bemerkbar mache. Die Schaffung von territorialen Ungleichheiten im Gesundheitssystem in Wien, steigende Schulden sowie hohe Außenstände der Sozialversicherungen im Ausland in Höhe von 300 Millionen und hohe Forderungen der Kassen an zahlungsunfähige Unternehmen in Höhe von 574 Millionen Euro müssten letztlich von der Bevölkerung getragen werden. (est/APA)