Die Corona-Pandemie hat im Vorjahr zu einem deutlichen Anstieg der Todesfälle geführt. Wie die Statistik Austria am Donnerstag mitgeteilt hat, sind 2020 zumindest 90.123 Menschen in Österreich gestorben – um fast elf Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Interessant sind auch deutliche regionale Unterschiede.
Ähnlich viele Todesfälle wie im Vorjahr gab es in Österreich zuletzt 1983. Damals starben 93.041 Menschen. Ein langfristiger Vergleich der Todesfalldaten ist allerdings schwierig, weil sich die Einwohnerzahl und die Altersstruktur der Bevölkerung über die Jahre verändern. Gemessen an den durchschnittlichen Sterbefällen der Jahre 2015 bis 2019 gab es ab Ende Oktober des Vorjahres allerdings eine deutliche Übersterblichkeit. In diesen Wochen starben um bis zu 60 Prozent mehr Menschen. Zuletzt ist die Übersterblichkeit wieder etwas gesunken und war wieder etwas niedriger als zu den Spitzen der starken Grippewelle 2017: In der Woche vom 21. bis zum 27. Dezember starben 2.114 Personen – um 22 Prozent mehr als in den Vorjahren. In der Woche danach waren es 1.964 Sterbefälle – um 28 Prozent mehr als im Jahr 2015, in dem es zuletzt eine 53. Kalenderwoche gab.
Auch das europäische Mortalitätsmonitoring Euromomo weist für Österreich seit Anfang November eine hohe bzw. sehr hohe Übersterblichkeit aus. Damit unterscheidet sich die zweite Infektionswelle im Herbst deutlich von der ersten im Frühjahr. Damals hatte Euromomo für Österreich nur eine leichte Übersterblichkeit festgestellt. Laut Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sind seit dem Ausbruch der Pandemie 6.826 Menschen in Österreich entweder direkt an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung oder nach einer Corona-Infektion gestorben, davon 6.312 im Jahr 2020. Wie die Entwicklung ohne Corona-Maßnahmen verlaufen wäre, ist unklar. Durch die Entwicklung ist aber die Lebenserwartung gegenüber 2019 um ein halbes Jahr gesunken. „Mit einer starken Verbreitung der Impfungen und nach Bewältigung der Pandemie ist anzunehmen, dass die Lebenserwartung mittelfristig wieder auf den Wachstumstrend einschwenken wird. Ähnliches zeigen die Erfahrungen aus stärkeren Grippejahren. Offen sind allerdings noch die möglichen Langfristfolgen überstandener Coronaerkrankungen“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung. Interessant sind regionale Unterschiede: Am höchsten war die Übersterblichkeit im Vorjahr in der Steiermark. Demnach sind in der von der Corona-Pandemie besonders stark betroffenen Steiermark fast 15 Prozent mehr Menschen gestorben als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. In Tirol, Vorarlberg und Kärnten waren es 13 Prozent mehr. (APA/red)