Steinhart: SARS-Cov-2-Plan mit Ärztefunkdienst schützt Wien

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Wien liegt – obwohl Großstadt – derzeit bei der Zahl der mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen hinter den Flächenbundesländern Tirol, Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark. Das Wiener Modell macht nicht nur in den Bundesländern, sondern auch international Schule. Und es wird jetzt ausgebaut.

Die frühe Einbindung des Ärztefunkdienstes in den Wiener Corona-Notfallplan hat in der Bundeshauptstadt die Ausbreitung der Infektion bisher gebremst, sagt Johannes Steinhart, Ärztekammer-Vizepräsident und Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte. „Wir konnten dadurch eine für eine Zwei-Millionen-Stadt relativ günstige Kurve von Infizierten erreichen und verhindern, dass sich die Erkrankung ausbreitet. Viele haben uns in der Zwischenzeit zurückgemeldet, dass die Wiener Lösung vorbildlich ist“, sagt Steinhart und dankt Ärzten im Team und auch allen niedergelassenen und stationären Ärzten, dass „sie die Stellung halten und so die Bevölkerung ordentlich beschützen und versorgen.“

Nach Ansicht von Experten hat der bereits Ende Februar gestartete Notfallplan von Wiener Ärztekammer und Stadt Wien geholfen, das Virus in Wien einzudämmen. Steinhart: „Wir haben gesehen, was da auf uns zukommen könnte und in der Kurienführung der niedergelassenen Ärzte überlegt wie wir vorgehen können, wie wir die Menschen versorgen und gleichzeitig potenzielle Verdachtspatienten von den Ordinationen fernhalten können, damit sie dort nicht Risikopatienten anstecken.“ Die Idee: Den bestehenden Ärztefunkdienst aufstocken und mit Schutzausrüstung ausstatten, um Patienten zu Hause zu testen und bei einem positiven Test und einem harmlosen Verlauf der Erkrankung auch zu Hause belassen zu können, ohne dass sie je in eine Ordination oder in ein Krankenhaus kommen und dort womöglich weitere Menschen anstecken. Experten sehen in der Zwischenzeit ein Hauptproblem für die Verbreitung in Italien darin, dass dort alle Erkrankten – auch jene mit einem harmlosen Verlauf – in Kliniken gebracht wurden und so das System zu kippen brachten. Steinhart: „Die Patienten werden angehalten, im Verdachtsfall die Nummer 1450 anzurufen. Wir haben auch rasch ein mehrsprachiges Plakat für Ordinationen gemacht, um Patienten über diese Möglichkeit zu informieren.“ Wird auf Basis der telefonischen Abklärung der Verdacht auf eine Infektion festgestellt, wird das „Mobile Home Sampling Team“ des Ärztefunkdiensts 141 aktiviert. Im ersten Schritt erfolgt ein Hausbesuch mit einer vom Wiener Krankenanstaltenverbund zur Verfügung gestellten Schutzausrüstung durch den Ärztefunkdienst 141. Es wird ein Abstrich gemacht, die Proben werden gesammelt, die Probenauswertung erfolgt dreimal täglich in der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Die Nachbehandlung von positiv getesteten Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihres Gesundheitszustands zu Hause verbleiben können und nicht hospitalisiert werden müssen, wird ebenfalls vom Ärztefunkdienst 141 übernommen.

In der Zwischenzeit wurden ähnliche Visitendienste in allen Bundesländern ausgerollt, berichtet die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Sie sollen wie in Wien Patienten, mit einem COVID-19 Verdacht oder einer bestätigten Infektion optimal betreuen, teilte die ÖGK am Samstagabend in einer Aussendung mit. Die Visiten, die in Wien durch den Ärztefunkdienst durchgeführt werden, erfolgen in den anderen Bundesländern zum Teil in Zusammenarbeit mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst, erklärte die ÖGK. Die Ärzte seien mit Fahrern unterwegs und mit Schutzbekleidung ausgerüstet. Diese österreichweiten Visitendienste werden durch eine gemeinsame Finanzierung durch Land und Sozialversicherung ermöglicht.

In Wien kommen auf den Ärztefunkdienst jetzt weitere Ausbaustufen zu. Steinhart: „Nächster Schritt war die Schleusung vor den Wiener Spitälern, wo im Vorfeld versucht wird, zu verhindern, dass das Virus ungefiltert hineinkommt. Im nächsten Schritt werden wir auch das Lazarett betreuen, das am Areal der Wiener Messe errichtet worden ist.“ Dort werden wie auch im ÄFD Ärzte aus dem stationären und niedergelassenen Bereich mitarbeiten. (rüm)