Die steirische Ärztekammer schlägt in einem Brief an Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) vor, ein Impfgespräch in den Mutter-Kind-Pass aufzunehmen, um die Impfquote zu erhöhen. Über den Vorschlag gab es in der Vorgängerregierung schon Einigkeit.
Im Hinblick auf das politische Bestreben die Impfbeteiligung zu heben, meldet sich nur die steierische Ärztekammer zu Wort. Weil etwa bei der Influenza-Impfung die Impfquote trotz der bedenklichen Infektiosität laut Studien in Österreich nur zwischen 8 und 10 Prozent liegt, haben der geschäftsführende Vizepräsident Dietmar Bayer und der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der Steiermark, Norbert Maindl, an Gesundheitsminister Anschober geschrieben. Der Brief liegt RELATUS MED vor. „Im Sinne eines wirkungsvollen Gemeinschaftsschutzes, insbesondere der Risikogruppen, wäre eine deutlich höhere Impfbeteiligung wichtig. Derzeit gibt es eine Tendenz, das Impfangebot (Massenimpfungen, Apotheken-Impfungen) zu verbreitern. Nun steht es aber außer Frage, dass Impfen von der Beratung, über die Feststellung der Impftauglichkeit bis zur unmittelbaren ärztlichen Hilfe bei etwaigen Impf-Zwischenfällen ein sensibles Thema ist. Impfen erfordert eine ärztliche Expertise“, heißt es in dem Brief.
Und die Steirer machen einen Vorschlag, der nicht neu ist, sich aber rasch umsetzen ließe: Im Mutter-Kind-Pass-Programm sollte ein obligatorisches ärztliches Impfgespräch geschaffen werden – darüber gab es noch im Vorjahr weitgehenden fachlichen und politischen Konsens. „Diese Initiative sollte keinesfalls aufgegeben werden. Stattdessen wäre es dringlich notwendig, dieses Impfgespräch möglichst umgehend in die Mutter- Kind-Pass-Verordnung aufzunehmen“, heißt es in dem Schreiben. Stattfinden könne es vor oder sehr rasch nach der Geburt – Ärzte für Allgemeinmedizin, Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie für Kinder- und Jugendheilkunde kommen dafür in Frage. „Dieses Impfgespräch könnte auch für die Influenza ein für alle akzeptabler und einfacher Ausweg aus der Impfpflicht-Debatte sein. Nach einem ärztlichen Impfgespräch können Patienten und Patienten ohne Angabe von Gründen die Influenza-Impfung ablehnen (Opt-out Regelung).“ Die internationale Forschung weise klar darauf hin, dass so die Entscheidungsfreiheit aufrechterhalten bleibt und dennoch das erwünschte Verhalten wahrscheinlicher wird. Statt also das Impfen beliebiger zu machen, sei es weitaus empfehlenswerter, die Information auf persönlicher Ebene durch ein solches Impfgespräch zu stärken. (rüm)