Forscher der ETH Zürich und der Universität Basel zeigen mit einer Studie, dass die bisherigen Strategien gegen die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen womöglich zu kurz greifen.
Bisher ging man davon aus, dass sich die Resistenzgene, die Bakterien immun machen, vor allem dort ausbreiten, wo Antibiotika zum Einsatz kommen. Nur wenn ein solches Bakteriengift vorhanden ist, haben die dagegen immunen Keime einen Vorteil gegenüber anderen. Im Fachblatt Nature beschreiben Schweizer Forscher nun jedoch einen neuen, zusätzlichen Verbreitungsmechanismus, der unabhängig ist vom Einsatz von Antibiotika. Für die Studie untersuchten die Wissenschafter Salmonellen im Darm von Versuchsmäusen.
Der Mechanismus beruht auf sogenannten persistenten Bakterien, die in einer Art Winterschlaf ihren Stoffwechsel auf ein Minimum drosseln. Dadurch sind sie unempfindlich gegenüber Antibiotika. Bei Salmonellen kommt es zu solchen „Schläfer“-Formen, wenn die Keime vom Darminneren ins Körpergewebe eindringen, schrieb die ETH. Dort können sie monatelang überdauern und in einem für sie günstigen Moment wieder aktiv werden.
Auch wenn die wieder erwachten „Schläfer“ keine erneute Infektion verursachen, können sie Schaden anrichten, berichteten die Wissenschafter. Bei Salmonellen komme es nämlich häufig vor, dass die „Schläfer“ zusätzlich auch noch Resistenzgene tragen. Diese können sie nach ihrem Erwachen sehr effizient weitergeben, sowohl an andere Salmonellen als auch an weitere Bakterienarten im Darm. Und dies, ohne dass Antibiotika vorhanden sein müssen. Rat der Forscher: Man sollte auch bei den resistenten Mikroorganismen selbst ansetzen und deren Verbreitung verhindern, zum Beispiel durch Hygienemaßnahmen oder Impfungen. (APA)