Das Risiko, eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln, wird maßgeblich durch Umweltfaktoren, Lebensstil sowie genetische Faktoren beeinflusst. Eine internationale Forschungsgruppe unter Mitarbeit der Meduni Wien hat nun neue Erkenntnisse vorgelegt.
Bisher war bekannt, dass Mutationen im Gen FAMIN mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko für Morbus Crohn sowie Morbus Still und Lepra assoziiert sind, die genaue Funktion des Proteins war jedoch unbekannt. Nun wurde die Funktion aufgeklärt und gezeigt, dass FAMIN als Enzym im Purinstoffwechsel den Energiehaushalt von Zellen kontrolliert und dadurch das Erkrankungsrisiko beeinflusst. Im Gen FAMIN (Lacc1, C13orf31) liegen gleich mehrere genetischer Varianten, die das Erkrankungsrisiko für Morbus Crohn, Morbus Still und Lepra erhöhen. Die Forschungsgruppe um Arthur Kaser (Cambridge Institute of Therapeutic Immunology and Infectious Disease, University of Cambridge) hat nun unter Mitarbeit von Lukas Unger (Klinische Abteilung für Allgemeinchirurgie, Meduni Wien) die Funktion des Proteins aufgeklärt und den Zusammenhang zwischen Mutationen und Proteinfunktion hergestellt.
„FAMIN scheint tatsächlich ein sehr ‚altes‘ Enzym zu sein“, erklärt Lukas Unger von der Universitätsklinik für Chirurgie der Meduni Wien. „Es steht für eine neue Klasse von Proteinen, die von Bakterien bis zum Menschen evolutionär konserviert ist. In Immunzellen kontrolliert FAMIN die Aktivität der Glucose-Oxidation und des Energiestoffwechsels in Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle.“ Krankheitsassoziierte genetische Varianten von FAMIN führen zu verminderter Elimination von Keimen und einer veränderten Freisetzung von Botenstoffen des Immunsystems. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, wie genetische Varianten eines Stoffwechselenzyms zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen im Darm und den Gelenken führen können“, so Unger. (red)