Zwei neue Strategien haben sich aktuell in klinischen Studien bewährt: Ein Extrem-Langzeit-Insulin für Typ 2-Diabetiker, das nur einmal pro Woche injiziert werden muss und Insulinpumpen bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes, wie eine Studie unter Beteiligung von Meduni-Wien-Wissenschaftern zeigt.
Weltweit leiden 460 Millionen Menschen an Diabetes. Jede Möglichkeit, die Blutzuckereinstellung zu verbessern bzw. die Therapie leichter zu machen, wirkt sich positiv aus. Nur fünf bis zehn Prozent der Zuckerkranken sind von Typ 1-Diabetes betroffen. Weil die Krankheit mit sehr schnellem absoluten Insulinmangel zumeist bereits in der Kindheit ausbricht, ist bei den Betroffenen eine Kontrolle von Blutzucker und Parametern wie Blutdruck und Fettstoffwechsel (Cholesterinwerte) langfristig besonders wichtig.
In einer nun in der Spezialpublikation für Kinder- und Jugendgesundheit des „Lancet“ erschienenen Studie haben Wissenschafter aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg die Daten aus der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) von 501 Diabetes-Zentren analysiert. Dabei ging es mit den Informationen von 8.332 Patienten darum, ob eine schnelle Insulinpumpen-Therapie binnen sechs Monaten nach Diagnose des Typ 1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen zwischen sechs Monaten und 15 Jahren oder eine spätere Insulinpumpen-Therapie besser ist.
Der Hintergrund: Bei Kindern und Jugendlichen ist eine gute Blutzuckereinstellung über längere Zeiträume wegen deren Lebens- und Entwicklungssituation besonders schwierig. Gleichzeitig kann es bei einer zu „scharfen“ Blutzuckereinstellung vermehrt zur Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen. Die Ergebnisse der Studie mit Co-Autorin Katrin Nagl (Meduni Wien/AKH) waren ziemlich eindeutig: Mit einem mittelfristigen Blutzucker-Einstellungswert (HbA1c) von 7,9 Prozent war der Blutglukosespiegel bei schneller Insulinpumpen-Therapie signifikant besser als mit acht Prozent bei einem verzögerten Einsatz der Pumpen. Gleichzeitig sank die Häufigkeit von Hypoglykämie-Episoden um 56 Prozent, die Rate der Spitalsaufnahmen um 14 Prozent. Beides war statistisch signifikant.
Bei Typ 2-Diabetikern, die zumeist erst ab dem mittleren Lebensalter erkranken, stehen in der Therapie zu hoher Blutzuckerspiegel zunächst orale Antidiabetika im Vordergrund. Wenn das aber nicht mehr ausreicht, geht es auch bei diesen Patienten um eine Insulintherapie. Derzeit gibt es mit sogenanntem Insulin glargin ein Insulin, das nur einmal pro Tag injiziert werden muss. Als Basalinsulin soll das den Blutzucker über den Tag hinweg senken. Doch die Entwicklung geht weiter. Ein Hersteller hat ein Insulin-Analogon entwickelt, das nur noch einmal pro Woche injiziert werden muss und für das nun ebenfalls Daten vorliegen. In einer klinischen Studie der Phase II mit 247 Patienten und nicht mehr ausreichender Blutzuckersenkung per oraler Antidiabetika über einen Zeitraum von einem halben Jahr hinweg erhielt die Hälfte der Probanden das bisher verwendete Insulin glargin, die andere Hälfte einmal pro Woche das Extrem-Langzeit-Insulin, an den anderen Tagen Placebo-Injektionen. Die eventuell notwendige zusätzliche Einnahme von oralen Antidiabetika wurde in die Studienergebnisse eingerechnet. Insgesamt sank mit dem Extrem-Langzeit-Insulin der HbA1c-Wert um 1,33 Prozentpunkte. Mit Insulin glargin wurde eine Reduktion um 1,15 Prozentpunkte registriert. Die wissenschaftliche Studie wurde im New England Journal of Medicine publiziert. (red)