Eine neue Studie zeigt, dass eine RSV-Infektion vor allem für Senior:innen schwerwiegende Folgen haben kann, die oft unterschätzt werden.
Eine Infektion mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) kann für Säuglinge, Kinder und ältere Menschen gefährlich werden – und zwar gefährlicher als bisher gedacht, wie eine neue Studie aus den USA zeigt. Laut den Untersuchungsergebnissen, die in der US-Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine der amerikanischen Ärztegesellschaft (AMA) erschienen sind, erleidet fast ein Viertel der an RSV erkrankten Senior:innen Herz-Komplikationen. Neben den „Hospitalization Surveillance Networks“ für Influenza (FluSurv-NET) und Covid-19 (COVID-NET) wurde auch ein RSV-NET in zwölf US-Bundesstaaten aufgebaut.
Ausgewertet wurde der Krankheitsverlauf von Menschen im Alter von über 50 Jahren und per Laboruntersuchung bestätigter RSV-Infektion für die Jahre 2014/2015, 2017/2018 und 2022/2023 – jeweils für die klassischen „Saisonen“ für solche Erkrankungen. Bei der analysierten Personengruppe handelte es sich um 6.248 hospitalisierte älteren Erwachsene im mittleren Alter von 72,7 Jahren. Knapp 60 Prozent der Betroffenen waren Frauen. Die Beobachtungen sprechen für eine höhere Komplikationsrate wegen akuter Herz-Kreislauferkrankungen im Verlauf von RSV-Erkrankungen mit Spitalsaufnahme als bei Influenza und Covid-19. Mit einer geschätzten Häufigkeit von 22,4 Prozent entwickelte fast jede:r vierte Patient:in eine solche Erkrankung zusätzlich zu der Infektion. Bei 15,8 Prozent war das zum Beispiel eine akut auftretende Herzschwäche. 7,5 Prozent entwickelten eine ischämische Herzkrankheit (instabile Angina pectoris, Herzinfarkt etc.), 1,3 Prozent rutschten in eine Bluthochdruck-Krise. 18,6 Prozent der wegen RSV ins Spital aufgenommenen Patient:innen mussten intensivmedizinisch versorgt werden. Die Sterblichkeit betrug 4,9 Prozent.
Studienautorin Rebecca Woodruff (CDC) verglich das mit den Komplikationen nach einer Influenza beziehungsweise nach einer Covid-19-Erkrankung: Wissenschaftliche Studien zeigten eine Häufigkeit von akut auftretender Herzinsuffizienz bei 5,5 bis neun Prozent im Zuge einer schweren Influenza mit Spitalsaufnahme, unter hospitalisierten Covid-19-Patient:innen war das laut Studien bei vier bis 8,5 Prozent der Betroffenen der Fall. Möglicherweise ist laut Studienautor:innen für die RSV-Komplikationen eine stärkere Entzündungsreaktion verantwortlich. Warum man das RSV-Komplikationsrisiko bisher unterschätzt habe, ließe sich einfach erklären: Senior:innen mit schweren Atemwegserkrankungen wurden bisher durchgängig auf Influenza und Covid-19 getestet, nicht aber auf RSV.
In den vergangenen Wochen ist auch über Österreich eine Welle von Infektionen mit RSV hinweggerollt. Seit vergangenem Jahr gibt es Impfstoffe, die einerseits über die Immunisierung von werdenden Müttern während der Schwangerschaft Babys schützen sollen, andererseits auch Vakzine für Menschen in der Altersgruppe über 60. (kagr/APA)
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