95.000 Menschen infizieren sich pro Jahr in Gesundheitseinrichtungen mit antibiotikaresistenten Bakterien. Die Semmelweis Gesellschaft warnt.
In Österreich infizieren sich Schätzungen zufolge jedes Jahr 95.000 Patient:innen im Zuge diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen in Gesundheitseinrichtungen, ein Teil davon mit herausfordernd zu behandelnden, oft multiresistenten Erregern. Ursache seien meist mangelhafte Hygiene oder die Nicht-Einhaltung präventiver Maßnahmen aufgrund organisatorischer oder struktureller Umstände. Rund 4.500 bis 5.000 dieser nosokomialen Infektionen führen jährlich zum Tod. Diese Todesfälle könnten durch korrekte Händedesinfektion im Spital mit großer Wahrscheinlichkeit verhindert werden, betonte die Semmelweis Gesellschaft anlässlich des Welttags der Händehygiene am Freitag. Auch nach Corona ist also Händedesinfektion gefragt. Die zunehmende Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien habe zur Folge, dass sich viele dieser Infektionen nicht mehr angemessen behandeln lassen.
„Zu Hause reicht es, sich einfach nur die Hände mit Seife zu waschen, aber in Gesundheitseinrichtungen müssen Hände, Instrumente und Umgebung mit alkoholbasierten Desinfektionsmitteln behandelt werden. In Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen sollte das für das Spitalspersonal tägliche Routine und Standard sein, aber auch Besucher:innen können mit dem obligatorischen Gang zum Desinfektionsmittelspender viel bewirken“, informierte Johannes Culen, Generalsekretär der Semmelweis Gesellschaft in einer Aussendung.
Konkrete Zahlen gibt es keine, da die Dokumentation dieser Infektionen nicht verpflichtend ist, was sie aber laut Semmelweis Gesellschaft sein sollte. Die Expert:innen und Experten fordern zudem bundesweit einheitliche Händehygienestandards. „Händehygiene zur Eindämmung der Infektionen mit Spitalskeimen darf nicht Ländersache bleiben. Wir fordern einheitliche und verbindliche Hygienequalitätsstandards für ganz Österreich“, betonte Culen. Die Semmelweis Gesellschaft ist ein gemeinnütziger Verein in Wien, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das öffentliche Bewusstsein für die Notwendigkeit von richtig angewendeter Spitalshygiene zu stärken. (red/APA)