In der Woche vom 16. bis 22. November sind in Österreich 2.431 Menschen gestorben. Das ist die höchste Zahl der Todesfälle in einer einzelnen Kalenderwoche seit 1978. Der Lockdown kam zu spät, sagt der Gesundheitsökonom Thomas Czypionka.
Die Corona-Pandemie schlägt offenbar immer stärker in der offiziellen Sterbefallstatistik nieder. Für die Woche vom 16. bis 22. November hat die Statistik Austria am Donnerstag 2.431 Todesfälle gemeldet. Seit 1978 sind in einer einzigen Woche nicht mehr so viele Menschen gestorben. Damals (vom 20. bis 26. Februar) waren es 2.516 Tote. In Summe sind heuer in den ersten 47 Wochen 77.662 Personen gestorben – um 6,5 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. Die am Donnerstag für die 47. Kalenderwoche 2020 gemeldeten 2.431 Todesfälle liegen um 58 Prozent über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) weist für diese Woche 568 Todesfälle mit einer Covid-Infektion aus.
Der Gesundheitsökonom des Instituts für Höhere Studien (IHS), Thomas Czypionka, geht angesichts der hohen Todesfallzahlen davon aus, dass der Lockdown zu spät gesetzt wurde. Klar ist aus seiner Sicht allerdings auch, dass die Sterbefälle ohne die Covid-19-Maßnahmen deutlich höher liegen würden. Bei der ersten Infektionswelle im Frühjahr sei die Übersterblichkeit wegen des frühen Lockdowns im Rahmen geblieben. Jetzt gebe es eine relativ hohe Übersterblichkeit in Österreich, „weil man ein bisschen zu spät reagiert hat“. Der Eingriff sei eine oder zwei Wochen zu spät erfolgt. Deutschland habe vergleichsweise früher reagiert. Außerdem habe sich Deutschland besser auf den Herbst vorbereitet. Allerdings plädiert Czypionka dafür, nicht ausschließlich auf die Sterbefälle zu achten, sondern auch auf die Spätfolgen für die wieder gesundeten Patienten. „Gerade bei jüngeren Menschen sind Spätfolgen möglich.“ (APA/red)
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