Bei einer internationalen Konferenz haben Expert:innen über die Vielseitigkeit von Vitamin D gesprochen – die Schlussfolgerungen geben Hoffnung und zeigen, wo es Aufklärungsbedarf gibt.
Vitamin D kann viel mehr als „nur“ die Knochen stärken und der Winterdepression vorbeugen. Bei der achten Internationalen Konferenz über Kontroversen zu Vitamin D (IDEA) in Rom diskutierten Expert:innen über die pleiotropen Vorteile von Vitamin D. Sie stellten sich unter anderem die Frage, wie sich das Hormon auf die Muskeln, das Magen-Darm-System und das Immunsystem auswirkt. Auch die Zusammenhänge zwischen Vitamin-D-Mangel und Diabetes, Fettleibigkeit oder Infektionen wurde besprochen und neueste Studienergebnisse in diesen Bereichen präsentiert. Die Expert:innen waren sich einig: Vitamin D ist nicht nur für das Skelettsystem von Bedeutung, auf das sich die meisten Leitlinien und Konsenserklärungen der wissenschaftlichen Gemeinschaft konzentrieren. „Vitamin D funktioniert wie ein Hormon: Es wird nur teilweise über die Nahrung aufgenommen und von unserem Körper hauptsächlich durch die körpereigene Synthese von Cholecalciferol als Reaktion auf die Sonneneinstrahlung gebildet. Und es hat eine pleiotrope Wirkung, das heißt es kann an mehreren Fronten wirken“, erklärte Andrea Giustina, Professor für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten an der Università Vita-Salute San Raffaele und Leiter der Abteilung für Endokrinologie am Ospedale San Raffaele, Mailand.
Giustina berichtete im Anschluss an die Konferenz, dass das Gremium einen wichtigen Konsens über die Rolle des Vitamin-D-Mangels und seiner Ergänzung beim Übergang von Prädiabetes zu offenem Diabetes, zumindest bei Patient:innen mit Hypovitaminose D, erzielte. Besonderes Augenmerk wurde laut Giustina außerdem auf die Rolle von Vitamin D für die kardiometabolische Gesundheit gelegt, „mit besonderem Hinweis auf die Auswirkungen bei fettleibigen Personen und auf die Notwendigkeit, ihnen höhere Vitamin-D-Dosen zu verabreichen als ihren normalgewichtigen Altersgenossen, um die gewünschten Hormonspiegel zu erreichen“. Die Rolle von Vitamin D bei Autoimmun- und Infektionsprozessen wurde ebenfalls untersucht, unter besonderer Berücksichtigung von akutem Covid-19, Long Covid und der Immunantwort auf die Covid-Impfung. Laut den Expert:innen sollten die pleiotropen Wirkungen von Vitamin D in wichtigen klinischen Bereichen wie der Herzchirurgie und Magen-Darm-Erkrankungen „weiter eingehend untersucht werden“ sollten. Potenzial sehen sie außerdem in Registern als zusätzliches und wirksames Instrument neben randomisierten klinischen Studien, „um klinische Daten über die langfristigen Auswirkungen einer Vitamin-D-Supplementierung zu sammeln“. (kagr)
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