Die Klimakrise belastet die Gesundheit der Menschen stark. Nicht nur durch hohe Temperaturen, sondern auch durch ein verstärktes soziales Ungleichgewicht.
Seit dem Jahr 2016 sind in Österreich laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) 1.600 Menschen an Hitze gestorben. 2017 und 2018 waren es sogar mehr Hitzetote als jene, die im Straßenverkehr gestorben sind. Im vergangenen Jahr zählt die AGES 231 Hitzetote. Sollte sich die Erde im Schnitt um zwei Grad Celsius erwärmen – worauf wir derzeit zusteuern – wird es 50 Prozent mehr Menschen geben, die aufgrund der Hitze sterben. Würde die Klimakrise noch schlimmere Ausmaße annehmen, also eine Erderwärmung um sogar drei oder vier Grad, würde sich die Zahl der Todesfälle sogar vervierfachen. Laut der Armutskonferenz wären davon hauptsächlich sozial benachteiligte Menschen betroffen – und zwar vor allem jene, die in Vierteln mit geringerem Einkommen wohnen.
„Sag mir, wo du wohnst und ich sage dir, wann du stirbst“, spitzte es Martin Schenk von der Diakonie Österreich bei einer Pressekonferenz zu. Die Armutskonferenz fordert daher unter dem Titel „Klimanachbarschaft“ die Finanzierung von „Grätzl-Teams“, um die Nachbarschaft zu fördern. Denn Daten würden zeigen, dass ein starkes soziales Umfeld dabei helfen würde, gesund durch die Hitze zu kommen. Da reiche schon, wenn man daran erinnert wird, mehr zu trinken. Laut den Expert:innen der Armutskonferenz sollen außerdem städtische Hitzespots reduziert werden und das Instrument der Energiegrundsicherung eingeführt werden. Schenk stellt sich das so vor, dass erst ab einer gewissen Menge an verbrauchter Energie gezahlt werden muss, um alle Menschen – unabhängig vom Einkommen – mit Strom, Warmwasser, Kühlsystemen und ähnlichem zu versorgen. „Ein ganz großes und leider für uns nicht lösbares Problem ist die Kühlung im Sommer“, betont hier Mindestpensionistin Christine Sallinger. Das betreffe vor allem alte Menschen, chronisch Kranke und Kinder, die besonders gefährdet seien und sich nicht schützen könnten, weil das Geld für Außenrollläden, Klimaanlage oder „die Sommerfrische am Schneeberg“ fehle. Die Armutskonferenz fordert außerdem: die Entkoppelung des Mietpreises vom Verbraucherpreisindex (VPI), das Vorziehen der Valorisierung der Sozialleistungen, eine Valorisierung des Arbeitslosengeldes, eine Verbesserung der Wohnbeihilfe in den Ländern sowie die Reform der Sozialhilfe.
„Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Klimakrise, Armut, der Gesundheit von Menschen und der Teuerung“, sagte Armutsexperte Schenk. Daher sei es wichtig, integrierte Lösungen zu finden und die einzelnen Problemfelder nicht in Schubladen und Ressorts unabhängig voneinander zu bearbeiten. Das Finanzministerium reagierte auf die Forderungen mit dem Verweis auf die bisher beschlossenen Entlastungs- und Antiteuerungsmaßnahmen für den Zeitraum von 2022 bis 2026 in Höhe von insgesamt 40 Milliarden Euro. Dabei sei die Treffsicherheit in Österreich laut OECD und Budgetdienst des Parlaments im Vergleich zu anderen Ländern überdurchschnittlich gut, betonte man. So betreffe das Volumen der treffsicheren Maßnahmen fast zwei Prozent des BIP und damit fast 40 Prozent der Hilfen. Dagegen werde in Deutschland oder Spanien nur etwa ein Zehntel der Hilfen als treffsicher eingestuft. (kagr/APA)