Wahl 2019: Das sagen die Spitzen im Gesundheitswesen zum Ergebnis

© Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

Gewinne für ÖVP und Grüne, Verluste für SPÖ und FPÖ: für Ärztekammer, Apothekerkammer, Pharmabranche und Kassen ist klar: das Gesundheitswesen muss ins Zentrum der Politik rücken. RELATUS MED sprach mit den Spitzen des Systems.

 

Im Mittelpunkt künftiger Regierungsarbeit sollten die Gesundheits- und nicht die Organisationsthemen stehen, sagt Alexander Biach, Verbandsvorsitzender im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. „Ich erwarte mir, dass dieses Mal in Koalitionsgesprächen diese Punkte ausgelotet werden. Dazu gehört: Medizinisches Personal sicherstellen und Arbeitsaufteilung zwischen den Gesundheitsberufen, Ausbau der Versorgungsformen – Stichwort Multiversorgungszentren –, Patientenströme raus aus dem Spital steuern etwa via Hotline 1450, nachhaltige Finanzierung der Medizinprodukte, kluger Einsatz von Patientendaten, digitale Anwendungen, Aufwertung einer selbstverwalteten Sozialversicherung um die Pflegekomponente, Gesundheitsbewusstsein steigern – Stichwort: Masernimpfung – , sowie verbesserte Abstimmung zwischen Ländern, Sozialversicherung und Bund.“ Um all das zu bewältigen sei aber ein Dialog mit den Institutionen und Experten Voraussetzung. „Alleingänge und politische Streitigkeiten über Kompetenzen und Posten werden hier nicht weiterhelfen“, betont Biach.

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres zeigt sich in einer ersten Reaktion überrascht, dass die Grünen so stark gewonnen und die FPÖ so stark verloren haben. Alles andere hätten die Umfragen schon vorweggenommen. Szekeres pocht in jedem Fall darauf, dass die künftige Regierung mehr Geld für das Gesundheitswesen zur Verfügung stellt und wichtige Reformen angeht. „Gesundheit- und Pflege haben im Wahlkampf eine wichtige Rolle gespielt. Das sind Themen, die die Menschen parteiübergreifend betreffen. Das muss im Interesse der Menschen nun auch umgesetzt werden“, sagt der Ärztekammerpräsident und verweist auf die vor der Wahl präsentierten Forderungen der Ärztekammer an eine künftige Regierung. Eine Wunschkoalition hat er nicht: „Wir haben eine Äquidistanz zu allen Parteien, uns geht es um Inhalte, nicht um Farben.“

„Die kommenden Tage, Wochen und Monate werden zeigen, welche politische Richtung in Österreich eingeschlagen wird. Doch unabhängig davon, welche Parteienvertreter auf der Regierungsbank Platz nehmen werden, ist es wichtig, den Wirtschafts- und Forschungsstandort Österreich weiter zu stärken“, sagt Alexander Herzog, Generalsekretär des Pharmaverbandes Pharmig. Kriterien dafür sind für die Pharmabranche innovationsfreundliche und stabile Rahmenbedingungen. „Speziell für die Gesundheitsversorgung sehen wir es als wesentlich, gemeinsam mit der Politik und unseren Systempartnern sicherzustellen, dass die österreichischen Patientinnen und Patienten früh und uneingeschränkt Zugang zu innovativen wie bewährten Therapien haben“, sagt Herzog.

Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr wünscht sich, dass die Regierungsbildung möglichst rasch erfolgt und die neue Regierung ihre Arbeit aufnimmt. „Die Herausforderungen der kommenden Jahre sind groß, besonders jene im Gesundheitsbereich. Ich hoffe, dass dem Thema einer bestmöglichen Gesundheitsversorgung der Bevölkerung bei den Regierungsverhandlungen eine hohe Priorität zukommen wird.“ Die Apothekerschaft habe hier bereits fachliche Inputs geliefert und werde dies weiterhin tun. „Natürlich stehen wir auch der kommenden Regierung als kompetenter Ansprechpartner, der stets die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt sieht, zur Verfügung.“ Apothekerverbandspräsident Jürgen Rehak argumentiert ähnlich: „In der Berufspolitik muss man mit allen politischen Parteien zusammen arbeiten. Und wir können das und werden es auch tun – unabhängig von momentanen Wahlergebnissen.“ (rüm)

RELATUS MED: 3x wöchentlich aktuelle Infos aus dem Gesundheitsbereich – jetzt GRATIS anmelden!