Das drohende Verbot von Wahlarztordinationen für Wiener Spitalsärzt:innen sorgt weiter für Konfliktstoff. Jetzt meldet sich Kassenboss Peter Lehner zu Wort.
Während ÖGK-Vizeobmann und Dachverbandsvize Andreas Huss am Wochenende den Vorstoß von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) für ein Privatordinationsverbot für Spitalsärzt:innen begrüßt hat, ist Dachverbandsobmann Peter Lehner skeptischer. „Wir brauchen mehr Flexibilität und Offenheit im öffentlichen System und keine Verbote sowie realitätsfremde und rückwärtswandte Zwangsbestimmungen“, erklärt Lehner. „Wir müssen mit Anreizen und Angeboten das öffentliche Gesundheitssystem attraktiveren. Nur so werden wir Ärztinnen und Ärzte dafür begeistern können. Knebelverträge sind keine Lösung“, sagt er.
Mehr Flexibilisierung sei das Gebot der Stunde und ein Charakteristikum eines modernen und zukunftsorientierten Arbeitsplatzes. „Jedes Unternehmen und jede Organisation entwickelt sich in diese Richtung, da immer mehr Meschen flexibel ihre Karrieren und Arbeitsumgebung gestalten möchten. Wir müssen starre Systeme aufbrechen und offen für neue Lösungen sein. Wenn wir im öffentlichen Gesundheitssystem diese Wege nicht einschlagen, gefährden wir das System“, unterstreicht Lehner.
Hacker will wie berichtet Privatordinationen von Spitalsärzt:innen mit Jahreswechsel abdrehen. „Wer Teilzeit im öffentlichen Gesundheitssystem arbeitet, der ist diesem System verpflichtet. Man kann 20 Stunden im Spital arbeiten und 20 Stunden in einem Primärversorgungszentrum. Aber zehn Stunden im öffentlichen Spital und den Rest in der Privatordination, das wird es in Zukunft nicht mehr geben“, richtete Hacker den Ärzt:innen am Wochenende aus. „Damit bringt Hacker einen wichtigen Vorschlag ein, der vor allem die beiden zentralen Aufgaben von Spitälern in den Fokus rückt. Denn neben der Patientenversorgung sind die Spitäler auch für die Ärzteausbildung zuständig. Diese würde zum Erliegen kommen, wenn sich mehr und mehr Ärztinnen und Ärzte in die Teilzeitarbeit beziehungsweise in die Privatpraxis verabschieden“, kommentierte Huss. Doch auch er gab sich skeptisch: Natürlich wäre so eine Änderung nur dann sinnvoll, wenn das für alle Fondsspitäler in ganz Österreich gelten würde. Andernfalls würden Ärzt:innen in andere Bundesländer abwandern. (rüm)