Vor einem Jahr ist die Grippe- und Erkältungssaison komplett ausgefallen – heuer könnte es dafür eine umso stärkere Welle geben, warnt der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH).
Schwache Influenza-Saisonen kommen zwar immer wieder vor, der fast vollständige Ausfall im vergangenen Winter sei allerdings ein Novum gewesen, teilte der ÖVIH mit. Dabei wurde auf einen epidemiologischen Bericht der MedUni Wien verwiesen, wonach es aufgrund der ausgebliebenen Virusaktivitäten zu keiner natürlichen Boosterung bei den Menschen gekommen sei. Wer sich schützen will, sollte sich daher impfen lassen. Insgesamt wurden laut dem Bericht der MedUni Wien in Österreich nur zwei Proben im vergangenen Winter positiv auf Influenza getestet, europaweit waren es 41. Das hatte mit den strengen Covid-19-Maßnahmen im vergangenen Winter zu tun, aber auch damit, dass sich mehr als 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung gegen Grippe hatten impfen lassen – ein Rekordwert.
Für Christoph Wenisch, Chef der Infektiologie an der Wiener Klinik Favoriten, war die hohe Impfrate im Vorjahr eine große Erleichterung: „Hätten wir zusätzlich zu Covid-19 auch noch Influenza-Fälle behandeln müssen, hätte das vermutlich unsere Kapazitäten überlastet. Geholfen haben uns hier die Covid-19-Schutzmaßnahmen und die Tatsache, dass so viele Menschen wie noch nie gegen Influenza geimpft waren.“ Was im Vorjahr geholfen hat, könnte sich heuer als Bumerang erweisen, da eben die natürliche Boosterung fehlt und die allgemeinen Hygienemaßnahmen im Vergleich zum Vorjahr zurückgefahren wurden bzw. werden.
Experten warnen daher davor, dass die Grippewelle heuer besonders stark ausfallen wird und so das durch Corona ohnehin angespannte Gesundheitswesen noch weiter belasten könnte. „Die Bevölkerung ist damit empfänglicher als sonst für Influenza“, sagt Wenisch. Mit Blick auf die kommenden Monate mahnt der Mediziner: „Eine Überlastung unserer Kapazitäten müssen wir auch diese Saison vermeiden. Wenn sich die Menschen aufgrund der Möglichkeit der Covid-19-Impfung wieder häufiger treffen und es weniger Reisebeschränkungen gibt, kann sich das Influenza-Virus wieder besser verbreiten. Das müssen wir verhindern.“ (red)