Welche Risiken bergen neue Abnehmmittel? 

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Forschende haben riesige Datensätze analysiert und die Vor- und Nachteile von GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) ermittelt. 

Viel Nutzen, aber auch einige Risiken: In einer systematischen Analyse haben Forschende anhand riesiger Datensätze die medizinischen Vor- und Nachteile von GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) ermittelt, zu denen auch die sogenannte Abnehmspritze gehört. „GLP-1-RA-Präparate können einen breiten gesundheitlichen Nutzen bieten“, sagte Studienleiter Ziyad Al-Aly von der Washington University in St. Louis. „Aber risikofrei sind sie nicht.“ Der Studie zufolge senken die Präparate unter anderem die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz, Psychosen und Suchterkrankungen. Andererseits gehen sie mit erhöhten Risiken etwa für Magen-Darm-Probleme und Gelenkentzündungen einher, schreibt das Team um Al-Aly im Fachblatt „Nature Medicine“. Für 42 gesundheitliche Probleme sank unter der GLP-1-RA-Therapie das Risiko, dagegen stieg es für 19 andere. „Diese großen Datensätze unterstreichen die positive Risiko-Nutzen-Bilanz dieser Präparate“, kommentierte der Gastroenterologe Frank Tacke von der Berliner Charité, der nicht an der Studie beteiligt war. „Das ist vorerst beruhigend.“

Für die Studie werteten die Forschenden eine Datenbank des US-Kriegsveteranenministeriums aus. Daten von rund 216.000 Menschen, die GLP1-Rezeptor-Agonisten gegen Diabetes Typ-2 nahmen, wurden mit den Daten von gut 1,2 Millionen Veteranen, die andere Therapien gegen die Stoffwechselerkrankung nutzten, verglichen. Insgesamt nahm das Team 175 mögliche medizinische Auswirkungen in den Fokus. Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 3,7 Jahre. Günstige Effekte fand das Team auf Suchtprobleme – etwa mit Alkohol, Opiaten, Tabak oder Cannabis –, psychotische Störungen, Demenz wie etwa Alzheimer, Blutgerinnungsstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Infektionskrankheiten und diverse Atemwegsprobleme – von Bronchitis über Lungenentzündung bis zu chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Mit einer Risikominderung von jeweils meist zehn bis 20 Prozent fällt die Effektstärke jedoch eher mäßig aus.

Die Studie bestätigt auch Analysen, wonach GLP-1-RA-Präparate nicht mit suizidalen Gedanken und Selbstverletzungsgedanken einhergehen. Diese Gefahr sei sogar reduziert, schreibt die Gruppe und verweist auf mögliche antidepressive Eigenschaften der Medikamente. Als Risiken nennt die Gruppe unter anderem Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Sodbrennen, Gelenkentzündungen, Schlafstörungen oder Hypotonie. Zudem könnte die Einnahme in seltenen Fällen entzündliche Prozesse in den Nieren und der Bauchspeicheldrüse fördern. Der deutsche Experte Tacke erklärt die bekanntermaßen häufigen Magen-Darm-Probleme mit der längeren Verweildauer der Nahrung im Verdauungstrakt.

Die Studienautor:innen empfahlen, beim Einsatz der Präparate etwa den Blutdruck zu kontrollieren und bei Bedarf die Einnahme von Blutdrucksenkern anzupassen. Auch auf andere mögliche negative Auswirkungen der Therapie sollte künftig verstärkt geachtet werden. Trotz der insgesamt deutlich positiven Bilanz der GLP-1-RA-Präparate bleibt eine wichtige Frage ungeklärt. Für die Bewertung einer möglicherweise erhöhten Tumorgefahr sei die Beobachtungszeit von 3,7 Jahren zu kurz, sagt Tacke. Allerdings gebe es auf ein solches Risiko bislang keinerlei Hinweise. (red/APA)