Experten der MedUni Wien und des AKH Wien machen anlässlich des Welt-Adipositastags am kommenden Donnerstag mit einem Online-Event darauf aufmerksam und schlagen Lösungen vor.
Bereits 2,1 Milliarden Menschen weltweit sind übergewichtig, 671 Millionen davon haben Adipositas – gemessen anhand eines Body-Mass-Index (BMI) von über 30 kg/m². Das beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern ist auch ein enormes Gesundheitsrisiko. Denn Betroffene haben mit Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes zu kämpfen. „Adipositas bedeutet aber auch eine der letzten Formen der Diskriminierung, die in unserer Gesellschaft noch sozial ‚akzeptiert‘ ist“, betont Bianca Itariu, Adipositas-Expertin an der Universitätsklinik für Innere Medizin III. „Dadurch werden Therapiemöglichkeiten oft nicht rechtzeitig angesprochen und der Zugang zur Therapie wird erschwert. Erstens, indem die medikamentöse Therapie, die zwar zugelassen ist, von den Krankenkassen nicht erstattet wird und zweitens, indem der Zugang zur bariatrischen OP durch chefärztliche Bewilligung und einer hohen Anzahl an Gutachten auch erschwert wird.“
Die Covid-19-Pandemie habe zudem gezeigt, dass Menschen mit Adipositas ein höheres Risiko haben, einen schweren Krankheitsverlauf zu entwickeln. Laut WHO sind bisher zirka rund 2 Millionen Menschen an Covid-19 verstorben. Parallel sterben aber jedes Jahr auch 2,8 Mio. Menschen an den Folgen von Adipositas. Die Erkenntnisse aus der Covid-19-Pandemie haben dazu geführt, dass beispielweise in Großbritannien Programme ins Leben gerufen wurden, um Adipositas besser in den Griff zu bekommen. Weil Stigmatisierung bei dieser Erkrankung eine überproportionierte Rolle spielt, wurden in Ländern wie Italien, Deutschland, Portugal und Holland Gesetze verabschiedet, die Adipositas als Erkrankung anerkennen und den betroffenen Menschen das Recht auf Behandlung garantieren. Das wäre auch für Österreich wünschenswert, betonen die Experten anlässlich des Welt-Adipositastags. (red)