Rund 85.000 Menschen leben in Österreich mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Laut Expert:innen und Betroffenen steht zu wenig Geld, Zeit und Personal zur Verfügung.
Viele Menschen im Autismus-Spektrum sind Vorurteilen und Stigmatisierung ausgesetzt. „Dieser Tag ist ein Weckruf für Respekt und Achtsamkeit gegenüber einfachen Bildern und falschen Diagnosen“, sagte Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk anlässlich des UN-Autismus-Tages am 2. April. Im Umgang mit Menschen im Spektrum gebe es laufend falsche Zuschreibungen, wenig Wissen, dafür viel Mitleid und große Unsicherheit. Das gelte auch für Medizin, Politik, Schule oder Medien. „Wie nimmst Du die Welt wahr? Die Frage geht an alle“, betonte Schenk.
„Dasein, unterstützen, stärken, das sind drei wirksame Mittel, um den Bedürfnissen von Autist:innen zu begegnen“, sagt Schenk, selbst Psychologe. „So unterschiedlich die Bedürfnisse sind, so unterschiedlich müssen auch die Förderangebote und die individuelle Unterstützung sein. Allerdings gibt es davon nirgends in Österreich genug“, kritisiert die Diakonie. Das betreffe insbesondere Kinder.
Schenk: „Damit sich Kinder im Autismus-Spektrum mit all ihren Fähigkeiten und Besonderheiten gut entfalten können, müssen dringend Kindergartenplätze, Frühförderung und Therapieplätze ausgebaut werden.“ Vielen autistischen Kindern helfen Therapien wie Ergotherapie oder Logotherapie. Allerdings gibt es zu wenig Therapieplätze und lange Wartezeiten: „Hier braucht es dringend den Ausbau und eine Verringerung der Wartezeiten.“ Für jene Kinder, die nicht oder nur wenig sprechen können, ist Frühe Kommunikations-Förderung hilfreich, wo mit Gebärden, elektronischen Hilfsmitteln oder auch Symbolen gearbeitet wird. Hier ist die Einbeziehung der Eltern sehr wichtig, denn diese alternativen Arten zu kommunizieren müssen auch die Bezugspersonen erst erlernen. „Dazu muss Umfang und Zugang zu kassenfinanzierter Therapie verbessert, Therapieangebote und psychosoziale Notdienste außerhalb der Ballungszentren ausgebaut werden“, fordert Schenk. Im Gesundheitssystem, der Bildung und in der Prävention gibt es große Herausforderungen und Lücken. (red)