Die Österreichische Krebshilfe begeht 2020 ihr 110-jähriges Bestehen, wurde am Dienstag im Hinblick auf den Weltkrebstag am 4. Februar bekannt gegeben. Gefordert werden unter anderem die Erhöhung der HPV-Durchimpfungsrate und ein elektronischer Impfpass.
Gegründet 1910 von den führenden Medizinern ihrer Zeit und unter dem persönlichen Protektorat des Kaisers, entwickelte sich die Österreichische Krebshilfe zu DER Stimme von Österreichs Krebspatienten und Angehörigen und zum verlässlichen Partner im Kampf gegen Krebs und für die Verbesserung der Vorsorge. In den Statuten wurde festgelegt, dass der Verein sowohl wissenschaftliche als auch humanitäre Ziele verfolgt, eine „umfangreiche Aufklärungsarbeit über den Krebs im volkstümlichen Sinn“ leisten und „die Zentralauskunftstelle für all die Krebsforschung und Krebsfürsorge betreffenden Fragen in Österreich“ bilden soll, berichtete Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda am Dienstag bei einer Pressekonferenz zusammen mit Christoph Zielinski (Leiter VCC), Gabriela Kornek (Präsidentin „Leben mit Krebs“ und Ärztliche Direktorin des AKH Wien) und Klaus Geissler (Vorstand der 5. Medizinischen Abteilung mit Hämatologie und Onkologie Krankenhaus Hietzing).
Heute leiste die Österreichische Krebshilfe österreichweit finanzielle Soforthilfe für alle Patientinnen und Patienten, die durch die Krebserkrankung in finanzielle Not geraten sind. Entstanden ist seit der Gründung ein Netzwerk aus 63 Krebshilfe-Beratungsstellen mit 100 professionell ausgebildeten Krebshilfe-Beratern und vielen ehrenamtlich tätigen Medizinern, die ihre Zeit und ihr Wissen in den Dienst der Sache stellen, sagte Sevelda. Die Krebsgesellschaft veröffentlichte 1914 ein Merkblatt in Tageszeitungen und appellierte an die Bevölkerung, nicht erst zum Arzt zu gehen, wenn es zu „massiven körperlichen Beschwerden“ kommt. Eine Botschaft, die gestern wie heute gilt und von der heutigen Krebshilfe in Form von großen Kampagnen wie „Pink Ribbon“, „Loose Tie“, „Sonne ohne Reue“ jährlich durchgeführt wird. Im Jubiläumsjahr 2020 vergab die Österreichische Krebshilfe – auch in Anlehnung an das 110-jährige Bestehen – den mit Euro 110.000 höchst-dotierten Forschungspreis ihrer Geschichte. Aus den zahlreichen Einsendungen wurde vom Vorstand das Projekt „Entwicklung einer therapeutischen HPV-Impfung basierend auf dem viralen Vektor VSV-GP“ von Dr. Janine Kimpel, Institut für Virologie am Department für Hygiene und Mikrobiologie und Public Health an der Medizinischen Universität Innsbruck, gewählt.
Aktuell begrüßt die Österreichische Krebshilfe, dass „Prävention“ und „Impfen“ im neuen Regierungsprogramm enthalten sind und will darauf achten, dass diese Punkte auch rasch umgesetzt werden. Im Bereich Prävention fordert die Krebshilfe seit langem organisierte Screening-Programme für Darmkrebs und Hautkrebs sowie die Harmonisierung von PSA. Ein besonderes Anliegen ist die Erhöhung der HPV-Durchimpfungsrate durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit durch das Gesundheitsministerium, die Umsetzung des elektronischen Impfpasses und ein „Opt-out“ (keine generelle Impfpflicht aber erst nach eingehender Beratung der Eltern können diese gegen die HPV-Impfung widersprechen). Die Krebshilfe wird dazu gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie am 3.3.2020 eine Presse-Enquete abhalten. Weitere Anliegen sind der wiederholt geforderte Ausbau palliativer Einrichtungen und Dienstleistungen sowie die Aufnahme der Krebserkrankung als medizinische Indikation für einen Kostenzuschuss von Eizell-/Samenspenden. Das vorsorgliche Einfrieren von Samen- und Eizellen für Patienten, deren Erkrankung und/oder Therapie dazu führen kann, dass die Wahrscheinlichkeit für eine natürliche Konzeption später stark eingeschränkt ist und die damit erfolgende IVF-Therapie teilweise vom Österreichischen IVF-Fonds subventioniert wird, ist ein besonderes Anliegen junger Frauen und Männer, die dank der modernen Krebstherapien geheilt werden können und das Recht auf Gründung einer Familie haben. „An oberster Stelle unserer Forderungen steht natürlich, dass jedem Krebspatienten und jeder Krebspatientin auch weiter jedes erwiesen wirksame Medikament für die Krebstherapie zur Verfügung steht und die Kosten dafür von der ÖGK übernommen werden,“ sagte Sevelda. (red)