Anlässlich des Weltnichtrauchertags am Sonntag zogen zahlreiche Initiativen eine Bilanz und erinnerten an die Umsetzung des Rauchverbotes in der Gastronomie. Ärzte sehen in Österreich aber noch Nachholbedarf.
Rauchen ist die Ursache vieler vermeidbarer Krankheiten und fordert laut WHO pro Jahr bis zu acht Millionen Todesopfer, in Österreich sind es jährlich 14.000. Krebs zählt zu den bekanntesten Folgeerkrankungen des Tabakkonsums. Eine positive Bilanz zogen die Organisatoren des Volksbegehrens „Don‘t Smoke“ – die Österreichische Krebshilfe und die Ärztekammer für Wien. Seit Inkrafttreten des absoluten Rauchverbots in Österreichs Gastronomie sei der Zigarettenabsatz zurückgegangen. Auch die Akzeptanz seitens der Wirte und der Gäste sei hoch – davon zeugten die nur sehr geringe Anzahl von Anzeigen aufgrund der Nichtbeachtung des Rauchverbots. Für den Präsidenten der Österreichischen Krebshilfe, Paul Sevelda, war das Volksbegehren – mit exakt 881.692 Unterstützern zählt es stimmenmäßig zu den sechs erfolgreichsten Volksbegehren in der österreichischen Geschichte – aber nicht nur hinsichtlich des Rauchverbots in der Gastronomie erfolgreich. Vielmehr habe man auch ein deutlich breiteres Bewusstsein für die schwerwiegenden negativen Folgen des Rauchens geschaffen. „Unmittelbar nach Einführung des Rauchverbots in der Gastronomie haben beispielsweise die ÖBB ein komplettes Rauchverbot auf allen Bahnhöfen beschlossen“, sagte Sevelda. Ab 1. Juli 2020 werden zudem alle Standorte des AKH Wien und der MedUni Wien im gesamten Innen- und Außenbereich rauchfrei. „Als führende Gesundheitsinstitutionen Österreichs tragen wir eine besondere Verantwortung, für unsere Beschäftigten, Patientinnen und Patienten, Studierenden und für die Gesellschaft“, sagte der für Klinische Angelegenheiten der MedUni Wien zuständige Vizerektor Oswald Wagner.
„Der Weg ist aber noch nicht zu Ende“, sagte Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer: „Der Schutz der Nichtraucher ist in diesen Zeiten der COVID-19-Pandemie, einer Krankheit, die primär Lunge und Atemwege betrifft, wichtiger denn je.“ Österreich sei nach wie kein Vorzeigeland, was Rauchen betrifft. Auch im jüngsten OECD-Bericht „Health at a Glance“ wurde festgestellt, dass Österreich eines der wenigen OECD-Länder ist, in dem die Zahl der rauchenden Menschen zunimmt. „Wir brauchen hier also noch sehr viel Information, Aufklärung und Präventionsmaßnahmen, um den Menschen einen gesunden Lebensstil schmackhaft zu machen“, forderte Szekeres. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei das klug angelegtes Geld: „Jeder investierte Euro wird sich mittelfristig vielfach bezahlt machen.“
Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) hat in diesem Zusammenhang die wichtigsten Erkenntnisse rund um das Corona-Virus zusammengefasst. Als gesichert gilt, dass aktive Raucher, die an COVID-19 erkranken, ein weitaus größeres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf mit Komplikationen aufweisen. Lungenspezialist Bernd Lamprecht erläuterte: „Eine rezente Metaanalyse, in der Studien mit in Summe 2.473 bestätigten COVID-19-Fällen analysiert wurden, zeigt, dass aktive Raucher ein um 45 Prozent höheres Risiko haben, einen komplikationsbehafteten schweren Verlauf einer COVID-Erkrankung zu erleiden.“ Eine weitere Studie zeige, dass sie eine 2,4-mal höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, auf eine Intensivstation verlegt und beatmet werden zu müssen. Auch die Sterblichkeit ist deutlich erhöht. Patienten, die an COPD leiden, also einer Erkrankung, die im Regelfall als Folge des Rauchens auftritt, haben gar ein 88 Prozent höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Lamprecht: „Dies zeigt, dass sowohl aktive Raucher als auch ehemalige Raucher, die an rauchassoziierten Erkrankungen leiden und deren Lungengewebe schon Schädigungen aufweist, in Bezug auf COVID-19 eindeutig gefährdeter sind.“ (red)