Die Gesundheitssprecher:innen der Wiener Landtagsparteien diskutierten auf Einladung der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien über Probleme und Reformideen.
Im Vorfeld der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien lud die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien die Gesundheitssprecher:innen von SPÖ, ÖVP, NEOS, Grünen und FPÖ zur Podiumsdiskussion. „Lange Wartezeiten, zu wenige Kassenärzt:innen, zu wenig Personal in den Spitälern – das sind nur einige der Probleme, mit denen wir im Wiener Gesundheitssystem konfrontiert sind“, eröffnete Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien, die Diskussion. „Die Bevölkerung wächst, wird älter und damit auch kränker – deshalb brauchen wir mehr wohnortnahe Versorgungskapazitäten. Stattdessen nehmen diese in manchen Bereichen sogar ab“, brachte Steinhart einige Problemstellungen auf den Punkt.
„Wir haben in Wien österreichweit die kürzesten Wartezeiten, aber ich bin dennoch nicht zufrieden damit“, betonte SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der auf eine „Reihe von Problemstellungen“ verwies. „Einige Themenfelder, wie etwa die Ausbildung von Ärzt:innen, erstrecken sich über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren“, so Hacker. Die Stadt sei gerade dabei, ein Karrieremodell für Ausbilder:innen zu schaffen, damit unsere erfahrenen Ärzt:innen ihr Wissen bestmöglich weitergeben können.“ Um kurzfristig Wartezeiten zu verkürzen, „wurden Kooperationen mit Privat- und Ordenspitälern geschlossen, um zusätzliche Operationskapazitäten zu erhalten“, so der Gesundheitsstadtrat.
Auch Michael Gorlitzer, ÖVP-Gemeinderat und Facharzt für Herz- und Gefäßchirurgie, thematisierte den Personalbedarf: „Seit 2019 fehlen in Wien rund 500 Pflegekräfte. Aktuell sind 84 Facharztstellen unbesetzt.“ Gorlitzer schlug neue Arbeitsmodelle für erfahrene Ärzt:innen vor, um sie länger im System zu halten und zugleich die Ausbildungsqualität zu stärken: „Wir können durchaus ältere, erfahrene Fachärzt:innen sowie Oberärzt:innen – auch über 60 – gezielt einsetzen, sie von Nachtdiensten entlasten und stärker in die Ausbildung einbinden.“ Außerdem forderte er umfassende Investitionen in die Digitalisierung der Spitäler, um Bürokratie abzubauen.
Barbara Huemer, Gesundheitssprecherin der Grünen, stellte die Arbeitszufriedenheit der Spitalsärzt:innen in den Mittelpunkt: „Hier gibt es definitiv Schrauben, an denen wir drehen müssen. Etwas so Simples wie verpflichtende Supervision wäre ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Arbeitszufriedenheit.“ NEOS-Gesundheitssprecher Stefan Gara betonte die Notwendigkeit einer Strukturreform und will vor allem im niedergelassenen Bereich ansetzen: „Der Druck auf die Ordinationen ist hoch – die Kassenverträge müssen deutlich verbessert und die Gesprächszeiten honoriert werden. FPÖ-Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl kritisierte lange Wartezeiten auf Operationen: „Dass man in Wien ein Jahr auf eine Hüftoperation warten muss, ist erschreckend.“ Er forderte eine effiziente Verwendung der beschlossenen Investitionsmittel. (rüm)