Die Pandemie hat nach Ansicht der Ärztekammer Handlungsbedarf für das Wiener Gesundheitssystem deutlich gemacht. Sie fordert nun mehr Investitionen in Gesundheitsinfrastruktur.
Ein Großteil der Ärzte und Patienten stellt dem Wiener Gesundheitssystem gute Noten aus, Mängel gebe es aber bei der Not-Infrastruktur für Pandemien und im Pflege- und Spitalsbereich. Das geht aus dem am Dienstag präsentierten Wiener Gesundheitsinfrastrukturreport 2020 der Ärztekammer Wien hervor. Reformen seien daher „unverzichtbar“, meinte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Die Zahl der Ärzte müsse erhöht, Ineffizienzen im Gesundheitswesen müßten beseitigt werden. „Wir brauchen mehr Investitionen sowie ein Ende der Diskussion um mögliche Einsparungen“, analysiert Szekeres. „Neben mehr Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur benötigt Wien mehr niedergelassene Kassenärztinnen und -ärzte sowie eine Aufstockung des Personalstands in den Wiener Spitälern – diesbezüglich wurden von der Stadt Wien und vom Gesundheitsverbund schon erste Schritte gesetzt.“ In diesem Zusammenhang sollten aber auch die Spitalsambulanzen intramural durch Triagemodelle – etwa durch vorgelagerte Akutordinationen oder Erstversorgungsambulanzen – entlastet werden. Nachdem diese in Wien als Erstversorgungsambulanzen jetzt beschlossen wurden, müssen sie rasch in allen Spitälern des Gesundheitsheitsverbunds ausgerollt werden.
Für Studienautor David Ungar-Klein ist klar: „Die COVID-19-Krise hat den Stellenwert einer gut ausgebauten, hochwertigen Spitalsinfrastruktur und die Notwendigkeit entsprechender Investitionen in zusätzliches Personal deutlich gemacht.“ Die empirischen Studien unter Patientinnen und Patienten sowie der Ärzteschaft zeigten große Übereinstimmung zwischen diesen Gruppen in der Einschätzung der Probleme und Herausforderungen für die Wiener Gesundheitsinfrastruktur. So fordern 64 Prozent der Patientinnen und Patienten sowie 70 Prozent der Ärztinnen und Ärzte mehr Investitionen in die Wiener Gesundheitsinfrastruktur.
Interessantes Detailergebnis: Patienten vertrauen den Ärzten nicht nur in medizinischer Hinsicht, sondern auch mit Blick auf die notwendigen Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur. Zwei Drittel fordern, dass die Ärzteschaft federführend entscheiden soll, wohin Investitionen fließen sollen. Nur 13 Prozent wollen, dass Politiker über Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur entscheiden. „Das zeigt, dass Themen wie Qualitätssicherung in Spitälern und Ordinationen keinesfalls in die Hände der Politik und der Bürokratie gelegt werden sollten, sondern weiter unmittelbar von der Ärzteschaft aus gesteuert werden müssen“, betont Ärztekammerpräsident Szekeres. (red)
Der neue Wiener Gesundheitsinfrastrukturreport 2020 kann auf der Website der Ärztekammer für Wien heruntergeladen werden: www.aekwien.at/gesundheitsinfrastrukturreport-2020