Bauernkinder haben wohl seltener Allergien als Stadtknirpse – diese Geschichte wird schon lange diskutiert. Jetzt haben Forscher einen Beleg dafür gefunden. Schuld sei der Urin von Kühen.
Weil sie ständig den Milch-Eiweißstoff Beta-Lactoglobulin (BLG) einatmen, den ihre Kühe und Stiere im Urin abgeben, haben Bauernkinder weniger Allergien. Die Substanz verbreitet sich mit dem Stallstaub und bildet eine „Allergie-Schutzglocke“ mit 300 Meter Radius um jeden Rinderstall, erklären die Forscher im Fachjournal „Clinical and Translational Allergy“. „Zahlreiche Studien belegen, dass Kinder, die im bäuerlichen Umfeld aufgewachsen sind, zu einem hohen Prozentsatz vor Asthma, Allergien und Neurodermitis geschützt sind“, erklären die Forscher um Isabella Pali-Schöll vom Messerli Forschungsinstitut (MFI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien in einer Aussendung. Es war auch schon bekannt, dass besonders Rinderställe eine Schutzfunktion vor solchen Leiden hatten. „Zudem scheint das Trinken von unverarbeiteter, natürlicher Rohmilch das Allergierisiko zu senken“, schreiben sie.
In „detektivischer Suche“ habe man nun den Milcheiweißstoff Beta-Lactoglobulin als Allergie-abwehrenden Stoff ausgemacht, so die Forscher. Er war in großer Menge im Staub von Rinderställen nachweisbar und wurde von dort sogar bis in die Betten der Menschen getragen. „Wir konnten BLG in abfallender Konzentration bis fast 300 Meter um den Stall herum messen“, berichtet Pali-Schöll. Der aus Milch bekannte Eiweißstoff gelangt wohl vor allem durch den Rinderurin in die Stallluft. „BLG konnte dort sowohl bei weiblichen als auch männlichen Tieren nachgewiesen werden“, erklärte die Immunologin und Ernährungswissenschafterin. In Versuchen mit Mäusen konnten die Forscher zeigen, dass BLG tatsächlich eine allergische Immunantwort verhindern kann. (red/APA)
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