Wiener Forscher zeigen wie Antikörper Thrombosen verhindern können

Welche Rolle bestimmte Antikörper bei der gefürchteten Blutgefäß-Verengung durch Thromben spielen können, haben Wiener Forscher in einer Studie untersucht. IgM-Antikörper könnten ein neues Zielgebiet sein, um das Thromboserisiko zu reduzieren.

In Fachblatt „Blood“ konnten die Forscher zeigen, dass Antikörper vom Typ Immunglobulin-M (IgM) winzige Zellprodukte finden und entfernen können, die bei der Entstehung von Thrombosen beteiligt sind. Die IgM-Antikörper könnten daher ein neues Zielgebiet sein, um das Thromboserisiko zu reduzieren, glauben die Forscher um Christoph Binder vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Medizinischen Universität Wien. Sie sind der Frage nachgegangen, welche Rolle in der Bildung von Thrombosen auch in der Beseitigung des Abfalls, den Körperzellen produzieren, Antikörper spielen. Bereits frühere Studien hätten gezeigt, dass eine relativ geringe Anzahl an IgM-Antikörpern mit erhöhter Thrombosen-Neigung einhergeht, heißt es am Dienstag in einer Aussendung des CeMM und der Medizinischen Universität Wien. Binder und Kollegen erkannten bereits zuvor, dass viele IgM-Antikörper sich an Strukturen anheften können, die sich an absterbenden Zellen bilden. Somit werden diese vom Immunsystem erkannt und entsorgt.

Nun zeigten die Wissenschafter, dass sie auch sogenannte Mikrovesikel aufspüren können. Das sind winzige Bläschen, die von der Zell-Außenhaut gebildet werden. „Wir gehen davon aus, dass genau diese spezifischen Mikrovesikel besonders entzündungs- und gerinnungsfördernd sind“, sagen die Autoren der neuen Studie, Georg Obermayer und Taras Afonyushkin. Erhöhten die Forscher IgM-Antikörper in menschlichen Proben senkte das dort die Neigung des Blutes zum Gerinnen. Bei Mäusen konnte so die Thombosebildung verhindert werden. „Die Studie lässt uns erstmals verstehen, warum Menschen mit einer niedrigen Zahl an natürlichen IgM-Antikörpern ein erhöhtes Thromboserisiko aufweisen“, so Obermayer und Afonyushkin. Umgekehrt könnte auf Basis der Erkenntnisse bei Risikopatienten auch über das Anpassen der IgM-Konzentration die Thrombose-Neigung beeinflusst werden. Laut Binder könnte dies „eine sinnvolle Ergänzung zur bisher etablierten Blutverdünnung darstellen, da diese bekanntermaßen auch mit Nebenwirkungen wie verstärkter Blutungsneigung bei Verletzungen einhergeht.“ (red/APA)

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