Die Wiener Wissenschaftlerin Ursula Wiedermann-Schmidt erklärte beim Impftag, welches Mittel gegen Antibiotika-Resistenzen helfen kann.
Antibiotika-Resistenzen fordern laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich zwischen 1,27 und fünf Millionen Tote. Ein wichtiges Gegenmittel sind Impfungen, wie die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt anlässlich des Österreichischen Impftages erklärte. „Impfungen haben direkten und indirekten Einfluss auf Antibiotika-Resistenzen“, führte die Leiterin des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien und Organisatorin der traditionsreichen Fortbildungstagung für Ärzt:innen und Apotheker:innen aus. Eine direkte Auswirkung sei die Zurückdrängung bakterieller Infektionen wie Pneumokokken, Hämophilus Influenza und Keuchhusten. Weniger Erkrankungen bedeuten auch weniger Antibiotika-Verschreibungen und weniger Chancen für die ursächlich beteiligten Keime, durch die Medikamente nicht mehr angreifbar zu werden. Ein indirekter Effekt zeige sich beispielsweise bei der Grippe-Impfung: Es kommt laut der Expertin so zu weniger Folgeinfektionen wie Lungenentzündungen. Das gelte neben der Influenza-Impfung auch für die Masern-Mumps-Röteln- und für die Rotavirus-Impfung.
Doch auch die Vakzine müssen laut Wiedermann-Schmidt immer wieder angepasst werden. So ist es in Österreich in der Vergangenheit zu einem Anstieg invasiver Pneumokokkenerkrankungen durch Nicht-Vakzine-Erregertypen gekommen, wie die Expertin erklärte. „Auch verbesserte Keuchhusten-Impfstoffe sind notwendig.“ Ganz besonders wichtig wären neue Vakzine gegen die Tuberkulose (TBC). Derzeit befinden sich in verschiedenen Ländern – speziell aber in Indien mit seiner hohen Krankheitslast von TBC – insgesamt sieben Tuberkulose-Vakzine in klinischer Erprobung der Phase III auf Wirksamkeit und Sicherheit. Das ist der letzte Schritt vor einem möglichen Zulassungsverfahren. Ebenfalls bereits in einer klinischen Studie der Phase-III befindet sich ein Impfstoffkandidat gegen E. coli-Infektionen. „Diese Keime sind die führende Todesursache unter Antibiotika-resistenten Bakterien und besonders häufige resistente Krankenhauskeime“, führte die Wissenschaftlerin an.
Wichtig ist aber auch das Management des Medikamenteneinsatzes, mahnte Wiedermann-Schmidt: „Trotz vorhandener Impfstoffe und positiver Impfstoffentwicklungen sollte der Einsatz von Antibiotika jeweils durch eine klare klinische Indikation optimiert werden.“ (red/APA)