Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer lehnt Arbeitszeitverkürzungen ab. Er befürchtet vor allem im Gesundheitsbereich negative Folgen.
Eine von Gewerkschaften geforderte Arbeitszeitverkürzung in Österreich nach Ansicht von WKÖ-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) „gravierende Auswirkungen“, schreibt er in einem Social Media-Posting und auf der WKÖ-Website. Eine Umfrage zeige, dass die Bevölkerung eine Verschlechterung der Standards – vor allem im Gesundheitswesen fürchtet, sagt Mahrer, dessen Gattin Andrea Samonigg-Mahrer das Kärntner Krankenhaus Spittal an der Drau führt.
Die Teilzeitquote habe dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren die Arbeitszeit bereits gesunken sei, argumentiert Mahrer. Schon heute seien österreichweit mehr als 200.000 Stellen unbesetzt – und ohne Gegenmaßnahmen werde bis 2040 eine Lücke am Arbeitsmarkt von zusätzlich 363.000 Personen entstehen. „Dieser Mangel macht sich bereits jetzt vielerorts bemerkbar, allem voran in der medizinischen Versorgung, dem Bildungswesen, der Kinderbetreuung und im öffentlichen Verkehr.“ Darüber hinaus komme eine WIFO-Studie zum Ergebnis, dass, wenn die Arbeitnehmer:innen die Arbeitszeit nach ihren Wünschen (im Schnitt um 3,5 %) reduzieren, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4 Milliarden Euro pro Jahr geringer ausfallen würde als mit der derzeit geleisteten Arbeitszeit. „Jede Milliarde, die in einem Land mit einer älter werdenden Bevölkerung fehlt, werden die Menschen am eigenen Leib bitter spüren“, sorgt sich Mahrer.
Mit einer weiteren Reduktion der Arbeitszeit könnten sich deshalb die Standards im österreichischen Sozialsystem verschlechtern. Das zumindest befürchte laut Mahrer einer aktuellen market-Studie zufolge der Großteil der heimischen Bevölkerung. So erwarten 69 % eine Verschlechterung im Bereich der Altenbetreuung, 68 % bei den Krankenhäusern, 65 % bei den niedergelassenen Ärzt:innen und 61 % befürchten Abstriche bei der ohnehin schon verbesserungswürdigen Kinderbetreuung. „Jeder von uns muss einen Beitrag für dieses Land leisten – alles andere wäre eine Auflösung des Solidarvertrages. Dann wird es den Versorgungsgrad, den wir heute haben, aber nicht mehr geben“, unterstreicht Mahrer. (rüm)