Wissenschafter warnen vor Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel in Europa: Hitzewellen, Extremwetterereignisse, Luftverschmutzung, Nahrungsmittelunsicherheit und neue Infektionskrankheiten könnten zu einer massiven Bedrohung der Gesundheit führen. Daher seien Klimaschutzmaßnahmen dringend notwendig, heißt es in einem Bericht der Dachorganisation der nationalen Wissenschafts-Akademien in der EU.
Für den Bericht wurden zahlreiche unabhängige Studien analysiert. „Die Ergebnisse zeigen, dass der Klimawandel die menschliche Gesundheit beeinträchtigt und die Gesundheitsrisiken voraussichtlich zunehmen werden“, heißt es in einer Aussendung der Akademien-Dachorganisation EASAC, der auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) angehört. Lösungen seien in Reichweite und viel könne durch Handeln auf Grundlage des derzeitigen Wissens erreicht werden – aber das erfordere politischen Willen, betonen die Wissenschafter.
Für die Forscher haben die Stabilisierung des Klimas und verstärkte Anstrengungen zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen „oberste Priorität“. „Wenn nicht rasch Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen ergriffen werden, um wie im Pariser Klimaabkommen festgelegt den Temperaturanstieg auf unter zwei Grad Celsius zu halten, sehen wir uns potenziell irreversiblen Veränderungen gegenüber, die weitreichende Auswirkungen auf viele Aspekte der Gesundheit haben werden“, erklärte der Co-Vorsitzende der EASAC-Arbeitsgruppe, Andy Haines von der London School of Hygiene & Tropical Medicine. Als mit der Erderwärmung einhergehende Gesundheitsrisiken nennen die Experten eine erhöhte Belastung durch hohe Temperaturen, Überschwemmungen und Dürren, Luftverschmutzung und Allergene, eine geringere Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit, eine Häufung und veränderte Verbreitung von Infektionskrankheiten sowie ein wachsendes Risiko von erzwungener Migration. Nach Ansicht der Wissenschafter könnten durch eine CO2-freie Wirtschaft und die damit verbundene geringere Luftverschmutzung mehrere hunderttausend vorzeitige Todesfälle pro Jahr in der EU verhindert werden.
Durch die Förderung einer gesünderen, nachhaltigeren Ernährung mit mehr Konsum von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten und weniger rotem Fleisch könnten nicht nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch Treibhausgasemissionen verringert werden. Zudem könnten Klimaschutzmaßnahmen die Verbreitung von Infektionskrankheiten verhindern, die sich etwa durch Stechmücken, Nahrungsmittel oder Wasser ausbreiten. Die Wissenschafter sind überzeugt, dass das Bewusstsein in der Bevölkerung über den gesundheitlichen Nutzen von Klimaschutzmaßnahmen entscheidend zu einer raschen Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen kann. Bisher seien die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels in der EU-Politik vernachlässigt worden. Zudem sei es auch wichtig, Maßnahmen gegen Falschinformationen über Ursachen und Folgen des Klimawandels zu ergreifen, die den politischen Handlungswillen zu untergraben drohen. (APA)